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A mad. Louisse, raugraffin zu Pfaltz, a Franckfort.
St Clou den 31 August 1700.
Hertzliebe Louisse, vergangen donnerstag habe ich Ewern lieben
brieff von 19 August zu recht entpfangen, hette auch gleich freitags
drauff geantwortet, wen ich selbigen tag nicht mitt Monsieur zu
Paris ins opera gemüst hette, habe es also biß nun verschieben
müßen. Den sambstag muste ich mitt Monsieur, nachdem wir ahn
mein dochter geschrieben hatten, in ein closter, wo ein fest war,
weillen es sanct Augustinus tag war; von dar seindt wir hir ahm
endt deß dorffs ein gar schön hauß gehen sehen, wo wir den
gantzen abendt spatzirt. Sontags war die post von Hannover undt
muste auch in kirch. Gestern fuhr ich nach Paris au Port royal,
alwo ich ahn die hertzogin von Savoyen undt mein dochter schriebe,
undt besuchte hernach madame la princesse undt ihre fraw dochter,
mademoiselle de Condé; sie seindt beyde kranck, madame la
princesse aber nicht wie ihre dochter; den I. L. haben nur ein colera
morbus gehabt undt deßwegen gestern medecin genohmen,
mademoiselle de Condé aber ist so übel, daß ich nicht glaube, daß sie
davon kan kommen; sie hatt ein art von schwindt- undt lungensucht,
sie sicht erbärmlich auß, ich glaube nicht, daß sie noch 2 monat zu
leben hatt. Nachdem ich dieße vissitte abgelegt, fuhr ich wider her.
Auß dießem allem secht Ihr woll, liebe Louisse, daß ich nicht
eher, alß heütte, habe schreiben können. Es ist mir von grundt
meiner seelen leydt, zu vernehmen, daß Amelisse wider
umbgeschlagen undt übel ist. Ihre excusse ist nur gar zu gültig. Ich
mögte ihr gern waß schicken, so gar gutt vors grieß ist undt
viellen hir geholffen, allein ich weiß keine gelegenheit nicht; den so
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eine bouttaille kan man nicht auff der post schicken. Sucht den
einige gelegenheit undt last mirs wißen, liebe Louisse! Wen Ihr
einige gelegenheit werdet gefunden haben, so werde ich es schicken
mitt sambt der beschreibung vom ittallienschen docktor, wie man
es brauchen muß. Meine gesundtheit ist, gott sey dank, gar
perfect nun, außer daß mir daß miltz etlich mahl geschwelt, welches
aber nichts gefahrliches ist, gott lob! Vor alle gutte wünsche, so
Ihr vor meine gesundtheit thut, dancke ich Eüch sehr. Es wundert
mich nicht, daß Amelisse trawerig ist; nichts in der welt ist
verdrießlicher, alß kranck sein undt schmertzen leyden; sie jammert
mich von hertzen. Ich bitte Eüch, liebe Louisse, ambrassirt sie
doch von meinetwegen undt sagt ihr, wie leydt es mir ist, daß sie
so schmertzlich kranck ist! Es ist mir lieb, zu vernehmen, daß
Carl Moritz wider woll ist. Pfaltzgraffs Philips von Sultzbach
vissitte ist in dem alter, wo I. L. sein, sans scandalle. Alle die
frembdten fürsten, so nach Franckfort kommen, sollen doch den
ort lebendiger machen. Der herr von Vicedom ist noch nicht hir
erschienen. Vom bayrische hoff habe ich hir unterschiedtliche
cavallier gesehen, so weiß undt rodt ahnhatten undt dazu noch
gemachte augbrauen, aber sonsten sicht [man] wenig dergleichen leütte.
Es ist hir eine fürstin von Nassau. Ich habe sie nicht sehen können;
den der könig hatt nicht erlauben wollen, daß ich sie alß eine
fürstin tractirt. Daß ist gemachlich vor Eüch, daß Ihr niemandts
zu fliehen habt undt bey geselschafft sein könt. Den krancken
undt schwachen personnen, wie Amelisse, solte es doch woll erlaubt
sein, ohne reverentzen ihre vissitten abzulegen. Diß laster, so der
hertzog von Wolffenbüttel hatt undt welches nun so gar unerhört
gemein hir im landt ist, davon corigiren sich die leütte niemahlen,
wundert mich also gar nicht, daß dießer hertzog noch so ist. Gott
verzeye mirs! aber ich finde, daß verliebt von seiner schwester zu
sein, noch etwaß abscheülichers ist. Mich deücht, die welt wirdt
je lenger je ärger, jedoch so kan solche lieb auch unschuldig sein.
Von madame d’Usses werde ich nichts mehr sagen, alß nur, daß
sie gar nicht von verstandt gefehlt hatt, aber von denen gutten
leütten, die alles entschuldigen. Ihr man hatt gar kein verstandt,
ist heßlich undt stinckendt dabey. Maner nehmen hir im landt ist
gar eine gewagte sach, die rewe folgt baldt. Ewere raisonementen
seindt mir gar nicht verdrießlich, glaube auch vielmehr, daß Ihr
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müde vom schreiben wahret, alß geglaubt habet, daß Ewer
schreiben mir beschwehrlich. Ma tante, die fraw churfürstin, hatt mir
schon bericht, daß der nordische frieden unterschrieben ist. Hir
haben wir vor dießmahl gar nichts neües. Vor 14 tagen bekamme
Monsieur vor daß erste mahl daß potagram. Wir haben unß alle
drüber erfrewet; den es solle ein zeichen von langen leben sein,
wen sich daß potagram so spät ahnmelt. Adieu, hertzliebe Louisse!
Ich ambrassire Eüch undt Ewere geschwisterig von hertzen undt
behalte Eüch allezeit lieb.