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Marly den 11 Augusti 1701.
Hertzliebe Louisse, vor etlichen tagen habe ich Eweren lieben
brieff vom 28 Julli zu recht entpfangen. Meine gesundtheit ist nun
wider gutt, habe nur ein wenig husten, so mehr eine scharpffe
pituitte, alß rechter husten, ist; wolte lieber einen rechten husten
haben, wehre er zu couriren; jedoch so hoffe ich, daß dieß auch
nicht gar lang mehr wehren wirdt. Meine kräfften seindt
widerkommen, aber mein miltz plagt mich noch offt. Ma tante, die fraw
churfürstin, ist, gott sey danck, viel gesunder undt stärcker, alß
ich bin; glaube nicht, daß ich in ihrem alter kommen werde. Ich
brauche gantz undt gar nichts mehr. Daß englische pulver ist mir
sehr woll bekommen, habe es offtermahlen in meinem fieber
gebraucht; kein gerstenschleim konte ich drincken, daß were mir
ohnmöglich; fasten aber kan ich braff. Es seindt gar viel leütte jetzt
kranck. Die duchesse de Bourgogne were gestern schir gestorben
undt hatt man ihres endts erwahrt, ist aber nun, gott lob, außer
gefahr. Sie hatt ein continuirlich fieber sehr starck mitt
redoublementen seyder vergangen sontag. Dinstags abendts, dinstags alß
vorgestern, ließ man I. L. zum ersten mahl von ihrem leben zur
ader; gleich drauff kamme I. L. wie eine schlaffsucht ahn, undt
wen man sie erweckte, schlug sie umb sich undt kente [keinen]
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menschen mehr. Daß hatt so die gantze nacht gewehrt, daß man
nur ihr endt erwahrt; morgendts hatt man ihr 2mahl nach einander
l’emetique geben, da ist sie wider zu sich selber kommen undt
hatt unß alle wider gekent. Daß redoublement ist nicht gekommen,
ist also nun außer gefahr; hatt doch noch ein wenig daß fieber.
Ihr herr, der duc de Bourgogne, wolte verzweyfflen, wie sie so
übel war; hatt mich woll von hertzen gejammert, habe braff mitt
ihm geweint; den daß hatt mich meines unglücks wider gantz
erinert. Ich weiß nicht, wo her Obrecht die falsche zeittung von
meinem wittumb auffgefischt hatt. Hatt der gutte man vielleicht
gefabelt, wie er es geschrieben? Den er ist auch todtkranck, welches
mir sehr leydt ist. Ich habe mir nie einbilden können, daß ich
eine wittib werden solte; den Monsieur s. war viel starcker undt
gesunder, alß ich, habe also nie daß gebett gethan, so Ihr thut
undt welches mir doch hoch nöhtig geweßen were; bin Eüch sehr
verobligirt, liebe Louisse, daß Ihr vor mich betten wolt, halte viel
auff ehrlicher leütte gebett. Freüden kan ich wenig in dießer welt
genießen, würde content sein, wen nur keine neüe plagen kommen
solten. Ich bin fro, daß I. M. die königin in Denemarck meine
demütige dancksagung noch vor dero ruckreiße endtpfangen. Mein
gott, wie glücklich finde ich dieße königin, ihren herrn bruder
noch zu haben undt ihn undt seine gantze famille zu sehen können!
Die descharge von Moras muß woll ein art von inventary sein.
Abé Thesut war vielleicht schon nach Rom vereyst, wie Ewer
schreiben ahn ihm hir ahnkommen, hatt also nicht andtwortten
können. Ihr habt woll gethan, keinen expressen weg zu schicken;
den daß hette Eüch unkosten gemacht undt die sach pressirt eben
nicht so gar sehr. So offt ich bey Monsieur s. lebzeitten ein
inventarium begehrt von waß monsieur de Moras mittgebracht, hatt
man mirs allezeit abgeschlagen. Ich sehe auch nun nur gar zu woll,
warumb es geschehen. Ich bin fro, zu vernehmen, daß herr
Ferdinant von Degenfelt noch in gutter gesundtheit ist undt sich
meiner noch erinert, auch mittleyden mitt mir gehabt hatt; bitte, Ihr
wollet ihm doch von meinetwegen sehr dancken vor sein christliches
mittleyden. Freylich hette ich trewe leütte von nöhten, allein bey
mir steht es nicht, leütte ahnzunehmen; den der könig hatt mir
auß seinem raht einen man geben, so vor mich sorgen soll. Der
frantzösche gesante wirdt den Reyer in der Schweitz nicht
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examiniren, der könig befehls in den, undt in solchem detail kan sich
der könig nicht einlaßen. Baron Bar hatt nie nichts sagen wollen.
Abbé Thessut hatt sein bests dabey gethan, aber nie nichts auß
ihm kriegen können; daß weist woll, daß Churpfaltz nicht will, daß
er sprechen soll. Der abbé hatt Eüch vielleicht nicht auff dießen
text geantwortet, weillen er die sach schon unverichter sachen
propirt hatt. Sonsten schreibt Ihr gutt genung auff frantzösch; den
ich habe von Eweren brieffen gesehen. Wie man Eüch gesagt, daß
die orleanische gelder gelieffert wahren, hatt man sie blat
abgeschlagen; seyder dem man aber gesehen, daß der könig die sach
in ernst niembt undt exequiren will, hatt mans hergeben. Ich werde
aber nicht reicher davon werden; den es nur helffen wirdt, just
mein hauß undt staadt zu erhalten, aber in meinen händen wirdt
nichts davon kommen. Hirmitt habe ich gar exact auff Ewer
schreiben geantwortet, liebe Louisse, undt weillen wir itzunder
den englischen hoff hir erwartten, werde ich Eüch vor dißmahl
nichts mehr sagen, alß daß ich Eüch allezeit von hertzen lieb
behalte.