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A mad. Louise, raugräffin zu Pfaltz, a Franckfort.
Versaille den 3 Julli 1702.
Hertzliebe Louise, gestern abendts habe ich Ewern lieben brieff
vom 22 Juni zu recht [empfangen], worinen Ihr mir leyder Carl
Moritz todt berichtet, welches mir von hertzen leydt, undt beklage
Eüch undt Amelise von grundt meiner seelen deßwegen. Ich wuste
es schon, alß ich Ewer schreiben entpfungen; den morgendts hatte
ich brieffe von ma tante, die fraw churfürstin von Braunsweig
Liebten, entpfangen, so mir es bericht, welcher dießer fall auch
sehr zu hertzen gangen. In solchen unglück ist nichts zu sagen.
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Gott undt die zeit können allein trösten, in deßen schutz ich Eüch
befehle undt bitte, daß Eüch gott der allmächtige, dem alles
möglich ist, dieße betrübtnuß durch taußendt freüden ersetzen mögen,
undt umb Eüch Ewer leyd nicht wider zu verneüen, will ich
weitter nichts mehr vom armen Carl Moritz sagen, alß nur, daß ich
glaube, daß er lenger gelebt hette, wen er weniger getruncken
hette; aber es war sein verhengnuß so, auff dieße weiße zu sterben.
Ich bin noch seyder meinem 3tagigen fieber recht kranck geweßen
undt 5 acces vom fieber auff allerhandt art; weillen ich aber nicht
weiß, wie man solche fieber auff teütsch weiß; den wie Ihr woll
wist, liebe Louisse, so bin ich selten in Teütschlandt kranck
geweßen, habe mich also wenig bekümert, wie die kranckheitten
heißen; hir heist man aber, waß ich gehabt, acces de double quarte
tierce et double tierce, sambt einen gar truckenen husten undt
durchauß die stim verlohren. Ich habe gar nicht gebraucht, alles
ist von sich selber vergangen; ich huste zwar noch undt rede gar
heyßer, allein ich huste nicht mehr trocken undt werffe braff auß,
hoffe also, daß ich baldt wider in volkommener gesundtheit sein
werde, insonderheit weillen ich gar kein fieber mehr habe. Biß
mitwog werde ich nach Marly. Der fraw von Ratsamshaussen hatte
ich in meiner kranckheit ahnbefohlen, Eüch von allem nachricht zu
geben, welches sie auch, wie ich glaube, gethan wirdt haben. Es
ist woll gar nicht zu blamiren, daß Ihr betrübt über den todt Eweres
eintzig überbliebenen bruder seydt undt solchen beweindt; daß
erweist Ewer gutt naturel, welches etwaß rares bey itzigen zeitten
ist, da man schir nirgendts kein gutt naturel mehr findt. Gott der
allmächtige wolle Eüch trost verleyen! Waß eine solche betrübtnuß
noch übels hatt, ist, daß es einem alles wider verneüert, waß man
in seinem gantzen leben vor betrübte zufalle gehabt hatt, alß wens
derselbe augenblick wider were. Ich weiß nur gar zu woll, wie
einem zu muhte ist, beklage Eüch desto mehr undt wünsche, daß
es gott der allmächtige beystehen möge, in deßen schutz ich Eüch
befehle, undt behalte Eüch, liebe Louise, allezeit von hertzen lieb.
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