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Brief vom 7. September 1703

von Herzogin Elisabeth Charlotte von Orléans
an Raugräfin Louise zu Pfalz


196.


[328]
Versaille den 7 September 1703.
Hertzliebe Louisse, ich bin zwey mahl auff den todt gelegen. Man sagt, daß ich dem todt nun entgangen bin. Es ist doch heütte 22 tag, daß mich daß fieber kein augenblick verlaßen, undt habe alle abendts umb 5 ein redoublement; aber mein halßschmertzen ist vorbey, mein durchlauff hatt auffgehort undt geht kein bludt mehr von mir; habe mitt aderläß undt sonsten bludt, so durch den nachtstuhl gangen, 28 paletten verlohren, daß matt mich sehr ab. Ich kan weder wein noch fleisch eßen, noch trincken, habe einen widerwillen zu allen speißen außer brodt, wovon ich lebe. Man sagt doch, daß ich außer lebensgefahr bin, aber genung hirvon. Wie mich hertzog Christian todt zu hertzen gangen, kan ich nicht außsprechen; aber ma tante setzt mich in erschreckliche sorgen, den ich kenne sie woll; sie lest sich die helfft nicht mercken, waß sie schmertzt, undt darnach bricht es durch ohnmacht auß. Umb gottes willen, liebe Louisse, continuirt, mir fleißig ihren zustandt zu berichten! Den meine angst vor I. L. ist unaußsprechlich. Meine schwachheitt erlaubt mir nicht, mehr zu sagen. Adieu, liebe [329] Louisse! Ich ambrassire Eüch von hertzen undt werde Eüch biß ahn mein letzt ende lieb behalten.
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Empfohlene Zitierweise:
Brief vom 7. September 1703 von Elisabeth Charlotte an Louise zu Pfalz
in: Briefe der Herzogin …, Hg. W. L. Holland, Band 1 (1867), S. 328–329
Onlinetext URL: http://www.elisabeth-charlotte.eu/b/d01b0196.html
Änderungsstand:
Tintenfass