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A mad. Amelie Elisabeth, raugraffin zu Pfaltz, a Hannover.
Versaille den 17 Februari.[1]
Hertzliebe Amelise, vergangen dinstag habe ich Ewern lieben
brieff vom 6 entpfangen; ich glaube aber, daß Ihr Eüch ein wenig
im datum verschrieben habt; den es kam mitt unßerer lieben
churfürstin schreiben ahn, so nur vom 4 dadirt war; aber daß schadt
nichts. Der printz von Moeursburg ist es nicht der, den könig
Augustus hatt wollen zum naren machen? Wens der ist, so ist es
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kein wunder, daß er nicht gar glug ist; aber Hannover ist ein
gutter ort, zu deniaissiren. Taschenspillen sehen amussirt. Ich bin
fro vor Eüch, daß Ihr mitt ma tante nach Braunsweig geht; daß
gibt Eüch ehr undt plaisir. Ich hoffe, Ihr werdet mir eine schönne
relation davon machen. Wirdt der churprintz seinem herrn
schwager woll erlauben, seine fraw schwester im kindtbett zu sehen? Da
wolt ich nicht vor schweren, so wunderlich alß der churprintz ist.
Meindt der churprintz, man werde seinen printzen freßen, wen man
ihn sehen solte? Es ist etwaß wunderliches in deß churprintzens
hirnkasten. Da braucht kein schwur zu, daß Ihr woll ohne ungedult
wartten könt, biß der churprintz erlaubt, daß Ihr seinen
neügebornen printzen sicht. Wolte gott, es were so leicht, daß wir
einander wider sehen könten! Würde Eüch undt Louise woll von
hertzen ambrassiren; aber allen ahnsehen nach werden wir einander
erst in thal Josaphat wider sehen. Ich glaube, Ihr würdet mich
jetzt eben so wenig kenen, alß dortten; den ich gleich mich selber
gar nicht mehr, so sehr bin ich geendert; aber wie ich auch sein
mag, so behalte ich Eüch von hertzen lieb.