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A mad. Louise, raugräffin zu Pfaltz, a Hannover.
Versaille den 6 Julli 1704.
Hertzliebe Louisse, ich werde hirmitt mein wordt halten undt
auff Ewern lieben brieff vom 15 Juni andtworten, wie ich Eüch
vergangenen donnerstag versprochen. Ich beklage Eüch woll von
hertzen, daß dreytagige fieber zu haben. Ich weiß nur gar zu
woll, wie es thut; den ich habe es 3 jahr nach einander gehabt.
Aber nein, ich sehe jetzt, wie ich Ewern brieff wider überleße,
daß es ist, waß man hir double tierce heist, nehmblich wens alle
tag kompt undt den 3ten tag stärcker. Meine accessen wahren
lenger; den ich hatte von 20 stunden. Ihr seydt, gott lob, noch
jung undt starck undt in dießer jahrszeit seindt die fieber nicht
gefahrlich wie im herbst undt dawern nicht so lang; wünsche, daß
Ihr es machen mögt wie ich vor 2 jahren; da aß ich mir mein
fieber mitt kirschen weg. Es ist ein rotlauffen, waß ma tante, die
fraw churfürstin zu Herrnhaussen, im gesicht gehabt hatt, seindt
aber nun wider woll, wie sie mir gnädigst geschriben. Daß
eyßdrincken thut mir gar keinen schaden, ich drincke es sommer undt
winter; ich habe also mühe, zu glauben, daß Eüch daß daß fieber
hatt geben können, liebe Louise! Es ist war, liebe Louise, daß
ma tante mir viel von den Lappländer verzehlt; werde, wie ich
glaube, ihn hir zu sehen bekommen; den er solle her kommen
wollen undt hatt recomandationschreiben vor hir. Ihr beschuldigt Ewern
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brieff mitt unrecht, übel geschrieben zu sein; ich wolte, daß ich so
woll alß Ihr schreiben könte. Hirmitt ist Ewer schreiben vollig
beantwortet undt bleibt mir nichts mehr über, zu sagen, alß daß ich
Eüch, liebe Louisse, allezeit von hertzen lieb behalte.