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A mad. Amelie Elisabeth, raugraffin zu Pfaltz, a Hannover.
Versaille den 26 Mertz 1705.
Hertzliebe Amelise, vergangen sontag habe ich zwar Ewern
lieben brieff entpfangen, aber ohnmoglich drauff antworten können,
indem ich gar zu viel zu schreiben gehabt habe; den ich muste
ahn ma tante, die fraw churfürstin, andtwortten, ahn ma tante, die
fraw abtißin, schreiben, umb ihr ihrer fraw schwester brieff zu
schicken, auff zwey große brieffe von der königin in Spanien
andtwortten. Es geschahe mir noch etwaß verdrießliches mitt dießem
brieff; wie ich schon 4 bogen geschrieben hatte undt den 5ten
ahnfing, wurde ich gewahr, daß ich den respect vergeßen hatte undt
zu hoch ahngefangen zu schreiben, muste also gantz von neüem
wider ahnfangen undt die 4 bogen abcopirt. Dißes undt die
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predig hatt mir alle meine zeit benohmen. Ich muste auch nohtwendig
noch 2 brieff nach Paris schreiben, habe also Louise undt Ewer
schreiben biß heutte sparen müßen. Nun aber werdet Ihr eine
ordentliche andtwort bekommen. Ich weiß noch alle lutherische
lieder undt reformirte psalmen, so ich gewust habe, undt singe sie
noch offt. Ich leße auch alle tag in meiner teütschen bibel ein
psalm, ein capittel im alten undt eines im neüen testament, bin
also bibelfest genung. Die frantzösche catholische seindt bey
weittem nicht wie die Teütsche, Spanier, Portugaisen undt Ittalliener.
Erstlich so kan man sie nicht vor papisten schelten; den sie
fragen dem papst gar nichts nach undt halten ihn nicht vor
unfehlbar, sondern nur vor daß haubt der geistlichen. Man list fleißig
die h. schriefft hir undt es ist gar nicht verbotten. Der popel hatt
aberglauben, aber die ehrliche leütte undt leütte von condition gar
nicht. Daß habe ich Eüch en passant sagen wollen; den ich sehe
woll, daß Ihr meint, daß man hir ahn nichts rechts denckt. Es ist
war, daß Ewer papir eine wunderliche form hatt; solte gemeint
haben, wen Ihr nicht davon gesprochen hettet, daß Ihr Ewer
schwester procespapir genohmen hettet, umb meinen brieff drauff zu
schreiben. Man hatt recht woll gethan, die 3 gelehrte mäner zu
ma tante zu schicken, I. L. waß vorzuschwetzen, so sie von den
gedancken der abscheülichen ceremoni in abführung deß cörpers
der seeligen königin in Preussen hatt abziehen mögen. Daß
spielen ist auch gutt; den daß vertreibt auch die trawerige
gedancken. Zu meiner zeit spilten I. L. nie im vorgemach, sondern
allezeit in der pressentz. Ich hoffe, ob gott will, daß es nun
überwunden ist. Unkraut seydt Ihr ja warlich nicht, liebe Amelise!
Aber niemandts stirbt, alß wen die zeit da ist. Daß endt von
Ewerm brieff daß heist man hir vne belle cheutte de fin. Ohne
vexiren, es ist elegant. Ich bin nicht so geschickt, werde also nur
bladt herrauß sagen, daß ich Eüch von hertzen ambrassire undt
allezeit lieb behalte.
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