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Brief vom 25. April 1705

von Herzogin Elisabeth Charlotte von Orléans
an Raugräfin Louise zu Pfalz


243.


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Marly den 25 April 1705.
Hertzallerliebe Louise, ich will dießen abendt ahnfangen, auff Ewerm lieben brieff vom 14 April zu andtwortten, so ich heütte morgen entpfangen; den morgen werde ich es gewiß nicht thun können, da ich ahn ma tante, unßere liebe churfürstin, ahn die königin in Spanien, ahn mein dochter und noch ahn 3 personnen [390] zu Paris zu schreiben habe. Mein husten ist, gott lob, lengst vorbey. Mir ist nichts gesonders in der welt, alß die bewegung; bin aber ein wenig faul geworden; den es kost mühe, so einen dicken bauch zu schlepen, wie der meine ist. Wir haben etlich tage schön wetter gehabt, nun aber regnets wider. Wir haben hir donnerstags, freytags, sambstag undt montag gejagt; seyderdem aber ist dem könig daß pottagram so starck ahnkommen, daß sie daß bett hütten müßen, also die jagt zum endt. Wir haben heütte wider nach Versaille, die reiße ist aber vor 8 tag auffgeschoben. Gott gebe nur, daß der könig über 8 tag fort kan! Wen ma tante daß wetter von jener woche hatt, hoffe ich, daß sie sich mitt spatziren werden zu nutze machen. Es erfrewet mich recht von hertzen, daß ma tante wider gelacht hatt undt sich woll befindt. Gott wolle ferner helffen! Burnet hatt ma tante allezeit divertirt. Daß freüllen von der fürstin von Hohenzoldern erweist, daß die heüraht in dem himmel gemacht sein; alles ist verhengnuß, liebe Louisse! Es ist kein wunder, daß der admiral Laeque Pointi geschlaßen.[1] Pointi hatte nur 12 schiff, davon 8 vom wind separirt wahren; hatt sich mitt 5 schiff gegen 35 wehren müßen. Dießer schönnen kunst hatt sich Lacke nicht hoch zu berühmen; daß könte woll ein ungeschickter, alß er, thun. Es ist woll war, daß der krieg eine heßliche sache ist. Die keyßerliche haben noch alle die spanische gravitet, können also nicht so geschwindt undt hurtig sein, wie die Engländer. Die die ihrige verliehren, jammern mich allezeit, auff welche seydt es auch sein mag. Es ist artig von herrn Max sohngen, daß es so jung in den krig will; ist mir leydt, daß der herr Max ahm meisten gleicht, nicht auch dieße inclination hatt. Ich habe herr Max s. recht lieb gehabt, werde mich also allezeit vor seine kinder interessiren, auch weillen sie Eüch so nahe seindt. Hiemitt ist Ewer schreiben vollig beantwortet; werde auch ahn Amelisse schreiben, nachdem ich Eüch versichert, daß ich Eüch recht lieb habe.
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Empfohlene Zitierweise:
Brief vom 25. April 1705 von Elisabeth Charlotte an Louise zu Pfalz
in: Briefe der Herzogin …, Hg. W. L. Holland, Band 1 (1867), S. 389–391
Onlinetext URL: https://www.elisabeth-charlotte.eu/b/d01b0243.html
Änderungsstand:
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