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A mad. Amelie Elisabeth, raugraffin zu Pfaltz, a Hernhaussen.
Trianon den 23 Julli 1705.
Hertzliebe Amelise, auß Louisse brieff werdet Ihr ersehen
können, warumb ich so lange nicht auff Ewern lieben brieff von 5
dießes monts geantwortet habe. Ich habe woll gedacht, daß Ihr
auch nach Hernhaussen würdet. Wie Ihr mir ma tante gehen
beschreibt, so würde ich I. L. nicht mehr folgen können mitt meinem
schwehren wanst. Versaille ist ein überauß schonner [ort];
dießer aber hier giebt Versaille nichts nach. Wolte gott, ma tante
könte hir spatziren! Wie ich sehe, so lieben I. L. daß spatziren
mehr, alß nie, weillen sie so allein im gartten gehen; hir vergehen
einem die reflectionen, den man darff nicht raisoniren. Ich wolte
lieber, daß es moglich sein konte, daß ich Eüch zu Hernhaussen
oder Hannover sehen konte, alß hir im landt; man kan daß
wünschen nicht laßen, ob schon die sachen ohnmöglich scheinen. Von
madame Kilmansec will ich nichts mehr sagen. Daß buch hatt aber
kein große eyll. Daß ist alles, waß ich auff Ewern ersten
schreiben sagen werde; jetz komme ich auff daß zweytte vom 10 Julli.
Ich weiß nicht, wie ich Ewer buch mitt der postkutschen
bekommen werde, den es geht keine postkutsch von Paris nach Hannover.
Daß ma tante in perfecter gesundtheit ist, ist woll die beste
zeittung, so man mir sagen kan, undt die ahngenembste. Groben
speyßen seindt nicht ungesundt undt geben gutte nahrung undt beßer,
alß viel bouillongeschlegs. Ich wünsche, daß die occupation,
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Herrnhaussen zu ziehren, I. L. die trawerige gedancken benehmen möge.
Wie gern mogte ich alle die contrefaitten sehen! Diß bringt mich wider
auff meine vorige wünsche. Hirmitt ist Ewer schreiben auch vollig
beantwortet. Ich muß mich heütte erschrecklich eyllen; den in ein
par stunden werden wir den englischen hoff hir haben, werden hir
zu nacht eßen. Ich muß vorher noch 3 große brieff schreiben, kan
also vor dießmahl nichts mehr sagen, alß daß ich Eüch von hertzen
lieb habe.