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A mad. Louise[1], raugräffin zu Pfaltz, a Hanover.
Versaille den 17 December 1705.
Hertzliebe Amelise, Ewer schwester schreiben habe ich 8 tag
nach daß Ewerige entpfangen, andtworte auff beyde heütte. Alles,
waß unßern herrgott betrifft, daß lest sich nicht vexiren; waß aber
seine dinner betriefft, die menschen seindt wie wir undt etlich mahl
noch mehr schwachheiten haben, alß andere, da, glaube ich, ist
woll erlaubt über zu lachen, wen es auch nur were, sie von ihre
fehler zu corigiren. Ich mache mich nie kein gewißen über waß
mich; den deücht es nichts, so ist es deren schuldt, so es sagen,
undt nicht die meine; ist es indifferent, so gibt es keine rewe. Die
herrn prediger seindt ordinari nicht sehr zeitvertreiblich. Mich
deücht, man verliehrt den respect vor die geistlichen, wen man sie
so nahe undt offt sicht; aber es ist gewiß, daß es leütte wie
andere sein. Gott gebe, liebe Amelisse, daß ich in der gnade gottes
stehen möge! Ich fürchte aber, ich sey von den lauen leutten, so
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gott außspeyen will; den ich thue weder guts noch böß. Unßer
herr vatter hatt alles woll gethan, waß einen regenten zukompt;
aber sie liebten die predigen bey weittem nicht so sehr, alß Ihr
undt Louisse. Ich gestehe, daß es billiger undt beßer ist, nie alß
mitt respect undt soumission von religion undt himmel zu reden;
allein ich glaube, wen nur auß lustigem humor undt nicht auß
boßheit oder verachtung der religion einem einige vexirerey entfahret,
daß es eben keine todtsundt ist undt daß es schir übeller gethan
ist, medissance von seinem negsten zu sagen, alß mitt
religionssachen possen zu treiben; den wen man mitt religionsachen possen
treibt, macht mans zu grob, ist es nur schlim vor sich selber; waß
aber den negsten betrifft, daß gibt inpression, man glaubts undt
benimbt dem negsten die ehre, welches doch in allen religionen so
hoch verbotten ist undt daß zweyte große gebott in sich helt. Aber
ich glaube, daß in allen sachen ein unterschiedt muß gemacht
werden, daß man über den negsten lachen kan, wen es nicht gegen
die ehre geht. Le malade imaginaire ist nicht von Moliere
commedien, so ich ahm liebsten sehe; Tartuffe gefehlt mir beßer. Daß
ist sehr ordinarie, daß schwangere weiber kein fleisch richen
können ohne übel werden. So war ich auch. Man ist gern, was man
in seiner jugendt zu eßen gewohnt ist. Es ist nun 34 jahr, daß
ich in Franckreich bin undt habe mich noch nicht ahn daß eßen
hir im landt gewohnen können, es mein leben kein ragoust. Ewer
brieff, liebe Amelise, war gar nicht übel geschrieben, bedörfft keine
entschuldigung. Louisse wirdt Eüch sagen, wie daß ich jetzt ein
wenig lahm bin; aber in welchem standt ich auch sein mag, so
werde ich Eüch doch allezeit lieb behalten.