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Brief vom 15. Juli 1706

von Herzogin Elisabeth Charlotte von Orléans
an Raugräfin Amalie Elisabeth zu Pfalz


319.


[468]

A mad. Amelie Elisabeth, raugraffin zu Pfaltz, a Hannover.

Versaille den 15 Julli 1706.
Hertzliebe Amelisse, eben, wo man ahn einem hoff mißtrawisch ist, da macht man auch die brieffe auff. Glaubt daß sicherlich! Daß ist eine dolle mode, daß freüllen mitt dem churfürsten herumb reißen, wen ihre churfürstin nicht dabey ist. Mein gott, wie werden der churprintz undt die churprintzeß einander so müdt werden, allezeit so beysamen zu stecken! Ich glaube, sie hette gern, daß er eine metres hette, umb ihn vom halß zu bekommen; drumb helt sie den discours; aber es ist doch nichts dabey zu gewinen. Alles hatt seine zeit. Man muß hoffen, daß unßers königs glück wider kommen wirdt undt der Marlbouroug wider wirdt gebutzt werden. Solte unßerm könig unglück durch weiber zukommen, ist es nicht die königin Anna. Ich weiß woll, wer; es heist aber: Stille, monckes! Last unß alle den frieden wünschen! Adieu, liebe Amelise! Ich habe noch 3 brieff zu schreiben undt schon 24 bogen ahn ma tante geschrieben, muß also enden; behalte Eüch allezeit lieb.
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Empfohlene Zitierweise:
Brief vom 15. Juli 1706 von Elisabeth Charlotte an Amalie Elisabeth zu Pfalz
in: Briefe der Herzogin …, Hg. W. L. Holland, Band 1 (1867), S. 468
Onlinetext URL: http://www.elisabeth-charlotte.eu/b/d01b0319.html
Änderungsstand:
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