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A mad. Louise, raugraffin zu Pfaltz, a Hannover.
Versaille den 5 Augusti 1706.
Hertzliebe Louisse, ich habe heütte auff zwey von Ewere liebe
schreiben zu antwortten, aber ich werde es ohnmöglich gar regulirt
thun können; den es ist mir heütte gangen wie in der commedie
des Facheux, ich bin woll hundert mahl im schreiben interompirt
worden. Es ist allezeit lustiger auff dem landt, alß in den stätten,
nach meinem sin allezeit. Ihr werdt mir einen rechten gefallen
thun, liebe Louisse, mir eine exacte relation vom beylager zu thun.
Ma tante hatt allezeit großer lust, zu geben, alß andere, zu
nehmen; finde magnifiq alles, waß sie vor pressenten geben; bin fro,
daß Ihr auch Ewer part davon habt. Gott gebe glück zu dem
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artigen heüraht! Es ist mir recht bang, daß der cronprintz im
krieg ist; ein unglück ist baldt geschehen. Gott behütte davor!
Daß ist alles, waß ich in eyll auff Ewer erstes liebes schreiben
sagen vom 20 Julli. Ich kome auff daß vom 27. Wo mirs
möglich, werdt ich heütte auff Amelise ihren brieff andtworten.
Mein sohn ist zimblich beliebt; hoffe, daß nicht mehr so viel
durchgehen werden. Sein armée ist nun versamblet, er campirt zu St
Benedetto. Ich wünsche, wie Ihr leicht dencken kont, den frieden
mehr, alß nie. Die hertzogin von Zel ist zu loben, ihre
schuldigkeit bey ma tante abzulegen; den sie würde sehr blasmirt werden,
anderst zu thun. Es ist auch woll billig, daß sie ihr enckel waß
schenckt. Frantzösche weiber klagen immer. Vergangen frühling
war ein solch wetter, wie daß Ihr mir beschreibt, zu Montargie;
hatt mir vor 200 gulden fenster eingeschlagen. Angst zu sein, hatt
man unß zu Heydelberg nicht gelehrnt. Adieu, liebe Louisse! Ich
habe schon 4 große brieffe geschrieben undt noch 3 zu schreiben,
muß also endigen; ambrassire Eüch von hertzen undt versichere,
daß ich Eüch recht lieb behalte.