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A mad. Amelie Elisabeth, raugraffin zu Pfaltz, a Paris.[1]
Marly den 4 November 1706.
Hertzliebe Amelise, vergangen montag habe ich Ewer liebes
schreiben vom 22 October zu recht entpfangen. Die posten gehen
arger, alß nie, wie Ihr secht; den ich hette ma tante paquet schon
den freitag haben sollen. Heütte habe ich daß vom 22 October
entpfangen, es war aber nichts drin, weder von Ewer schwester noch
von Eüch; bilde mir ein, daß daß beylager Eüch beyde zu geschäfftig
macht. Ich habe vor einige zeit ein schreiben von Eüch, liebe
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Amelisse, vom 24 August durch Lavigne bekommen. Er ist
vergangenen montag wider weg, ich habe aber nur der zeit gehabt,
ahn ma tante zu andtwortten durch ihn; den es wahr
allerheyligenfest, muste in kirch. Lavigne hatt woll gethan, seinen
nahmen hir in Weinberg zu vertrehen; den sonsten hette er vielleicht
keinen pasport bekommen, wie er ihn nun hatt; ich habe ihm daß
secret gehalten. Ich komme jetzt auff Ewer liebes schreiben vom
22 October. Mein sohn ist nun nicht allein gantz außer gefahr,
sondern auch in volkommener gesundtheit, gott lob, undt wirdt
zukünfftige woge wider hir sein. Er wirdt gar nicht lahm bleiben.
Es hette übeller ablauffen können; den mein sohn schondt sich
nicht. Ich wünsche woll von hertzen mitt Eüch, liebe Amelise, daß
daß heßliche kriegsweßen einmahl ein endt nehmen möge; ich sehe
aber leyder gar schlegten ahnstahlt dazu. Waß mich glauben
macht, daß man kein unrecht hatt, zu glauben, daß Schweden gutt
freündt mitt Franckreich ist, ist daß unerhörte lob, so man dießem
jungen könig hir gibt. Lobenswehrt ist er, daß ist woll wahr;
allein man lobt hir nicht, wen man nicht auff dieße seydt glaubt.
Ma tante, die fraw churfürstin, schreibt mir, daß die churfürstin
von Saxsen gar einen artigen cavalier nach Hannover geschickt
hette. Keine reverentz zu machen, ist ein bawernstoltz, damitt
man sich selber mehr dort
[2] ahnthut, alß ahn andere; den je hoher
[man] ist, je hofflicher muß man sein, damitt andere ein exempel
[nehmen]. In der weldt kan man nicht höfflicher sein, alß unßer
könig ist; aber seine kinder undt kindtskinder seindt es nicht.
Könte ich mitt ehren nach Teütschlandt, würdet Ihr mich baldt
sehen. Teütschlandt war mir lieber undt finde es nach meinem sin
viel ahngenehmer, wie es weniger pracht undt mehr auffrichtigkeit
hatte; nach pracht frag ich nichts, nur nach redtlichkeit,
auffrichtigkeit undt warheit. Es schickt sich leyder nicht, daß ich wider
in Teütschlandt soll. Man hatt mich, unter unß gerett, wider
meinen gutten willen hieher gesteckt; hir muß ich leben undt auch
sterben, ich mag woll oder übel sein, undt woll kein aparentz, daß
wir einander in dießem leben wider sehen. Waß in jenem
geschicht, weiß gott allein. Ich bin Eüch doch recht verobligirt,
solches zu wünschen, undt werde Eüch allezeit von hertzen lieb
behalten.
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