Seitenbanner

Brief vom 27. Januar 1707

von Herzogin Elisabeth Charlotte von Orléans
an Raugräfin Louise zu Pfalz


344.


[003]

A mad. Louise, raugraffin zu Pfaltz, a Hanover.

Versaille den 27 Januari 1707.
Hertzliebe Louisse, vorgestern habe ich Ewer liebes schreiben vom 11 in ma tante paquet entpfangen, heütte bekomme ich daß vom 18, werde also auff beyde zugleich andtwortten; den sontags kan ich ohnmöglich schreiben auß ursachen, so ich Eüch schon einmahl geschrieben, nehmblich daß ich 3 posten sontags zu schreiben habe, ahn unßere liebe churfürstin, ahn mein dochter undt ahn die regirende königin in Spanien ohne waß ich noch nach Paris ahn meine leüte zu schreiben habe. Es ist woll war, liebe Louisse, daß wen unßer herrgott unß geben undt schicken wolte, waß wir einander wünschen, würden wir weitter nichts zu begehren haben. Mein husten undt schnupen seindt, gott lob, lengst weg, aber heütte morgen ist mir ein wenig ein durchlauff ahnkommen, weillen ich zu viel süsse pomerantzen gestern abendts geßen; aber es ist mir nicht leydt, den mein miltz ist sehr geblähet. Ich hoffe, daß es mir woll dazu bekommen wirdt, und dancke Eüch sehr, meine gutte gesundtheit zu wünschen. Mein dochter hatt mir schon vor mehr, alß 8 tagen, printz Louis[1] todt bericht. Seine gemahlin jammert mich recht; aber wie hatt sie ihn so lieb haben können? Den er war recht heßlich undt desbauchirt dabey, hette woll waß übels von ihm bekommen können. Printz Louis hatt gar vernünftig gethan, den mönchen weg zu schicken, so ihm so impertinent zu gesprochen; daß war gar nicht nöhtig vor seine seeligkeit. Printz Louis hatt [004] nicht gesehen, daß es andern beßer geht, so solchen mönchen raht zu folgen.[2]
Ich habe hören sagen, daß der general Tungen[3] ahn printz Louis platz die armee comandiren solle, aber weill man es in Teütschlandt nicht weiß, muß es nicht war sein. Es ist zu loben ahn der cronprintzes, ihre gutte freünde fleißig zu schreiben undt nicht zu vergeßen in ihrem glück. Womitt soltet Ihr Eüch handel zu Berlin ahnmachen? den da ist ja kein krieg, undt warumb solte man nicht von allerhandt reden können? Wen hertzog Anthon Ulrich wirdt ahnkommen sein, hoffe ich, daß er etwaß nettes inventiren wirdt; den daß verstehen I. L. auff ein endt. Die schönne printzes von Soldern meritirt ein gutt parthey, es muß sich aber nicht bey ihr muttern. Der ertzhertzog wirdt waß höhers haben wollen, alß dieße princes. Waß ist den I. L. dem churfürst vor eine freüde in die axel gefahlen? den ordinari seindt I. L. weder lustig noch freündtlich. Ist es nicht vielleicht, daß die printzes von Zoldern ihm in die augen[4] gestochen? den nichts macht lustiger, alß neue liebe. Gott gebe, daß die reiße nach Geiffhörn[5] glücklich ablauffen möge undt daß sich ma tante nicht in der reiße verkalten möge! den es fengt starck ahn zu friren. Ich habe nicht gewust, daß die churfürstin von Saxsen jemahlen zu Heydelberg geweßen. In welchem jahr war es dan? Ihr werdet mir einen gefallen thun, eine eygendtliche relation von der reiß zu schicken. Hiemitt ist Ewer letztes briffgen völlig beantwortet, komme auff daß vom 11. Vor dießem were dießer tag Ewer rechter neüjahrstag geweßen, wie man noch den alten stiel hatte. Ich habe dieß jahr schon 2 mahl husten undt schnupen gehabt undt nun habe ich den dribsdrill, kan sagen wie Bickelhäring, wen er mutter Angen agirt: Daß alter kompt mir mitt manche gebrechen. Gott sey danck, daß ma tante sich so woll befindt, undt erhalte dießelbe noch lange jahren! so bin ich schon vergnügt. Ihr habt recht, ma tante zu folgen, liebe Louisse, weillen sie die gütte hatt, Eüch Ewern freyen willen zu laßen. Die churprintzes thut woll, mitt ihrem dicken bauch sich nicht in die pres zu wagen; man bekompt leicht ein stoß. Mich deücht, alle leütte eßen gern wafflen. Es ist eine hollandische fraw [005] hir, so mad. Triboulleau hir,[6] die bey der königin in Böhmen erzogen worden, undt ihr vatter war leibkoch. Die hatt mich lieb undt kompt mitt alß umb dieße zeit recht gutte hollandische wafflen machen; alle leütte, so gewinen können, thun woll, nach ihrer nahrung zu gehen. Amilise thut rechte woll, sich lustig zu machen. Der chevalier de Sainville ist gewiß ein Normand. Ihr undt ich sprechen von waß wir wißen; stahts-sachen kommen mir nicht zu ohren. Mein sohn wirdt diß jahr wider in Ittallien; es ist ihm lieb undt mir leydt. Vor die zeittung danck ich Eüch sehr. Adieu, liebe Louise! Ich muß dießen abendts noch 4 brieff schreiben, kan Eüch derowegen nichts mehr sagen, alß daß ich Eüch von hertzen lieb behalte.
Impressum
Datenschutz
KontaktPost
Empfohlene Zitierweise:
Brief vom 27. Januar 1707 von Elisabeth Charlotte an Louise zu Pfalz
in: Briefe der Herzogin …, Hg. W. L. Holland, Band 2 (1871), S. 3–5
Onlinetext URL: https://www.elisabeth-charlotte.eu/b/d02b0344.html
Änderungsstand:
Tintenfass