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A mad. Amelie Elisabeth, raugraffin zu Pfaltz, a Hannover.
Marly den 17 Julli 1707.
Hertzliebe Amelise, gestern habe ich Ewern lieben brieff vom
8 dießes monts zu recht entpfangen. Es ist, gott lob, schon mehr,
alß 8 tag, daß ich meines hustens quit bin. Es kont mir nicht
fehlen, den husten zu bekommen; den nachdem ich in so vollen
schweyße, daß mein leibstück durchauß naß war undt die haar
tropfften mir, da muste ich, weillen der könig, wie man auß der
kirch ging, mitt jemandt sprache, ahn einem fenster stehen bleiben,
wo ein scharffer nordwindt wehete, welches mir den schweiß gleich
eintrocktenete. Ich fing gleich ahn, zu nießen undt zu husten. Seyder
8 tagen bin ich deß leydigen husten gantz wider loß, derowegen
bin ich herkommen. Ich habe erst vergangen donnerstag erfahren,
daß ma tante, die fraw churfürstin, daß 3tagige fieber gehabt hatt.
Gott sey ewig danck, daß es wider vorbey ist, undt behütte ferner!
Ich habe alß gehört, daß die aderlaß nach 60 jahren nicht gutt ist,
wolte also, daß I. L. ihr bludt behalten hetten; aber weillen ma
tante nicht will, daß ich es wißen solle, so habe ich nichts davon
gesagt. Ich sage von hertzen amen zu den wunsch, so Ihr zu einem
gutten frieden thut, aber mich deücht, es ist noch schlegte ahnlaß
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dazu. Mylords Malbourougs victorie ist dießmahl im traum
geschehen, aber, gott lob, nicht in der that. Zu Paris hatt man
dergleichen außgebreydt, so sich eben so unwahr befunden. Man hatte
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auff dießer seytten gewuhnen, monsieur de Vandosme war aber
geblieben. Es ist beßer, gesundt, alß weiß, zu sein. Pere Vota
thete sein handtwerck nicht mehr, wen er wie Ihr, liebe Amellisse,
glauben soltet. In der that glaubt ers vielleicht, es ist ihm aber
nicht erlaubt, es zu gestehen, sondern muß dargegen disputiren.
Man rufft mich in kirch, kan nichts mehr sagen, alß daß ich Eüch
von hertzen lieb behalte.