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A mad. Louise, raugraffin zu Pfaltz, a Heydelberg.
Versaille den 20 Julli 1709.
Hertzallerliebe Louise, ich bin in rechten sorgen vor Amelise
undt fürchte, daß ihre kranckheit ein schlimmes endt genohmen
hatt, weillen ich heütte kein schreiben von Eüch entpfangen habe
undt sie letztmahl so gar übel war. Gott gebe, daß meine forcht
umbsonst seye undt ich in etlichen tagen etwaß erfreulicher
[1] von
Amelisse erfahren möge! Solte aber, da gott vor seye, diß
unglück geschehen sein, werde ich nicht unterfangen, Eüch zu trösten,
sondern nur gott bitten, Eüch bey zu stehen undt zu trösten, undt
versichere Eüch, daß ich Ewern schmertzen von hertzen mitt Eüch
theillen werde undt Eüch von grundt der seelen betawere undt
beklage. Ich will aber noch daß beste hoffen. Von hir kan ich Eüch
nichts neües sagen, alß daß ich in einem großen labirindt stecke,
indem mein schatzmeister mir mehr, alß hundert taußendt thaller,
gestollen undt lest meine leütte undt mich ohne einen heller.
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Man wirdt ihn nun rechenschafft geben machen. Unterdeßen ist es
gar ungemächlich, so ohne einen heller zu leben, aber es ist mein
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verhengnuß, allerhandt verdrießlichkeiten zu erleben. Mehr werde
ich heütte nicht sagen, alß daß ich Eüch allezeit von hertzen lieb
behalte.