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Brief vom 20. Juli 1709

von Herzogin Elisabeth Charlotte von Orléans
an Raugräfin Louise zu Pfalz


430.


[116]

A mad. Louise, raugraffin zu Pfaltz, a Heydelberg.

Versaille den 20 Julli 1709.
Hertzallerliebe Louise, ich bin in rechten sorgen vor Amelise undt fürchte, daß ihre kranckheit ein schlimmes endt genohmen hatt, weillen ich heütte kein schreiben von Eüch entpfangen habe undt sie letztmahl so gar übel war. Gott gebe, daß meine forcht umbsonst seye undt ich in etlichen tagen etwaß erfreulicher[1] von Amelisse erfahren möge! Solte aber, da gott vor seye, diß unglück geschehen sein, werde ich nicht unterfangen, Eüch zu trösten, sondern nur gott bitten, Eüch bey zu stehen undt zu trösten, undt versichere Eüch, daß ich Ewern schmertzen von hertzen mitt Eüch theillen werde undt Eüch von grundt der seelen betawere undt beklage. Ich will aber noch daß beste hoffen. Von hir kan ich Eüch nichts neües sagen, alß daß ich in einem großen labirindt stecke, indem mein schatzmeister mir mehr, alß hundert taußendt thaller, gestollen undt lest meine leütte undt mich ohne einen heller.[2] Man wirdt ihn nun rechenschafft geben machen. Unterdeßen ist es gar ungemächlich, so ohne einen heller zu leben, aber es ist mein [117] verhengnuß, allerhandt verdrießlichkeiten zu erleben. Mehr werde ich heütte nicht sagen, alß daß ich Eüch allezeit von hertzen lieb behalte.
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Empfohlene Zitierweise:
Brief vom 20. Juli 1709 von Elisabeth Charlotte an Louise zu Pfalz
in: Briefe der Herzogin …, Hg. W. L. Holland, Band 2 (1871), S. 116–117
Onlinetext URL: https://www.elisabeth-charlotte.eu/b/d02b0430.html
Änderungsstand:
Tintenfass