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A mad. Louise, raugraffin zu Pfaltz, a Franckfort.
Versaille den 7 Juni 1710.
Hertzallerliebe Louise, vor 3 tagen habe ich Ewer liebes
schreiben vom 23 May zu recht erhalten, aber große mühe gehabt, zu
leßen; den meine alte augen schicken sich gar nicht zu der weißen
dinten, es ist eben, alß wen man mitt waßer geschrieben hettet.
Sagt doch Ewerm secretarius, er solle schwärtzere dinten nehmen!
Ehe ich Ewer schreiben beantworte, liebe Louisse, muß ich Eüch
part geben von meines enckel Mademoiselle
[1] ihr glück, die wirdt
den duc de Bery heürahten. Vergangen montag kam der könig
in mein cammer zu Marly undt declarirt es offendtlich; den tag
vorher hatt man mirs heimblich gesagt mitt verbott, ahn keinem
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menschen kein wordt davon zu sagen, I. M. wolten erst in 4 tagen
declariren. Montag morgendts noch, wie ich zum könig ging, so
medecin genohmen hatte, verbotten mir I. M., es ahn keinem
menschen zu sagen, alß in zwey tagen, undt selben abendts kam alles
herauß. Dinstag fuhr ich nach St Clou, unßere junge braut glück
zu wünschen. Mitwog kam sie nach Marly; ihre fraw mutter undt
ich führten sie zum könig, der ambrassirte sie undt pressentirt ihr
den duc de Bery, welches die junge braut ein wenig beschämbt.
Sie wirdt ein groß mensch werden, den sie wirdt den 20 Augusti
erst 15 jahr alt werden undt ist schon 2 finger hoher, alß ich. Ihr
breutigam ist just 9 jahr alter, alß sie, den im Augusti wirdt er
24 jahr alt werden. Man hatt nach Rom geschickt; so baldt die
dispense wirdt ahnkommen sein, solle daß beylager sein. Ich
gestehe, daß mich dießer heüraht woll hertzlich erfrewet. Daß ist
alles, waß ich Eüch auff dießen text sagen kan, komme jetzt auff
Ewer schreiben, werde aber in großer eyll beantworten; den ich
muß mich auff morgen prepariren, daß ich, ob gott will, zum h.
abendtmahl gehe. Ich bin fro, daß meine brieffe richtig
ahnkommen, werde dießen noch geradt auff Franckfort schicken.
Ihr werden auß einen meinen brieffen ersehen haben, wie ich deß
herrn Ferdinants todt erfahren undt wie leydt es mir ist. Ich bitte,
wen Ihr ahn seine schwestern, freüllen Charlotte undt freüllen Anne
Catherin schreibt, so macht ihnen doch mein compliment hirüber!
Ich solte sagen die fraw vom Velden
[2] undt fraw von
Wollmershaussen solte ich sagen, allein die ersten nahmen kommen mir alß
erst im sin. Es verdrist mich recht, daß ich heütte kein zeit zu
schreiben habe, den ich wolte gern viel sagen; allein wir seindt
heütte schon anderthalb stundt in der kirch geweßen. Nichts ist
schönner, alß die neüe capel.
[3] Ein andermahl wollen wir von
dießem allem reden, nun nur sagen, daß in freüdt oder leydt ich
Eüch doch von hertzen lieb behalte.