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A mad. Louise, raugräffin zu Pfaltz, a Hernhaussen.
Versaille den 6 October 1710.
Hertzallerliebe Louisse, ich kan nicht begreiffen, warumb unßere
schreiben 2 tag spatter bey Eüch ahnkommen, alß die Eüerige her,
es solte doch gleich sein. Wen ich ein wenig nachmittags schlaffe,
bekompt es mir woll, wen ich aber viel schlaffe, thut es mir gar
nicht woll. Ich erschreck nicht, wen man mich auffweckt. Mich in
schreiben zu eyllen, gibt mir nicht große ungelegenheit, liebe
Louisse! Brech ich aber heütte eher ab, alß ordinarie, so wirdt es
meiner handt schuldt sein; den seyder 3 tagen habe ich die handt
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wie verstaucht. Ich habe die handt im schlaff vorgestern nachts
unter mich gantz gebogen gebracht; die handt war mir wie lahm,
wie ich sie hervorzog; heütte aber ist sie viel beßer, lest sich doch
noch ein wenig fühlen; es wirdt aber woll baldt vergehen. Hir
glaubt niemandts anderst, alß ich Eüch letztmahl geschrieben, alß
gar ingnorente leütte, die ihr leben keine heyllige schriefft geleßen
haben. Man kan keinen beßern wunsch thun, alß den Ihr mir
thut. Außer die seelig machende gnade gottes ist alles vor nichts
zu rechnen. Liebe Louisse, dancke Eüch gar sehr davor. Die
thumherrn in Teütschlandt verstehen sich beßer, ein glaß wein
bescheydt zu thun, alß waß religionspuncten betrifft. Die Jessuwitter
hir glauben, wie ich undt mein beichtsvatter auch würde nicht
aprobiren. Ich glaube, sie sagen nur, umb zu disputtiren. Es ist mir
alß leydt, wen ich einen von ma tante brieffen verliehre, sie seindt
mein gröster trost. Ich weiß nicht, wie man itzunder so
difficultetten über die pasport macht, die man doch vor dießem gar leicht
geben hatt. Ma tante geht offt in die nachtlufft, daß macht
geschwollene backen, aber daß ist, gott lob, nichts gefährliches. Ich
spatzire nicht gern die nacht, viel lieber bey hellem sonnenschein.
Wir haben hir seyder 3 wochen daß schönste wetter, warmer, alß
es in den hundtstagen geweßen. Den eyffer vor daß arbeytten kan
ich nicht begreiffen. Hannover undt Herrnhaußen seindt nun ein
klein Engellandt geworden, weillen alles so vol Engländer steckt.
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Ma tante hatt mir von den artigen Englander geschrieben. Der
chevallier muß übel erzogen sein worden, so sich bey dem churprintz
hatt setzen wollen, ein Frantzos hette es nicht gröber gemacht; die
[sind] itzunder gewondt, sich überall nieder zu setzen. Reiche
leütte seindt leicht verwendt, meinen, nichts seye beßer, alß sie.
Ich bin, wie Ihr, liebe Louisse! Ich kan daß wider-heürahten nicht
begreiffen. Den entweder hatt man ursach gehabt, den
verstorben zu lieben oder zu haßen. Hatt man ihn lieb gehabt, wie kan
man den einen andern in deßen platz setzen? Undt ist man
unglücklich geweßen, so kan ich nicht begreiffen, wie man es wagen
kan, sich wider in die gefahr zu begeben, also kan ich daß
wider-heürahten nicht verzeyen. Es sey, daß man hungers stirbt undt
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jemandts findt, so einem woll brodt geben will, in dem fall ist es
erlaubt, aber sonst nicht. Aber, liebe Louise, in dieß undt viel
andern sachen volbringen die menschen nur, waß unßer herrgott
über sie vorsehen hatt. Hir haben wir nichts, alß lautter trawerige
zeitung. Unahngesehen meiner verstaugten handt habe ich doch
vollig geantwortet auff Ewer liebes schreiben vom 29 September,
bleibt mir nur überig, zu versichern, daß ich Eüch von hertzen lieb
behalte.