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A mad. Louise, raugräffin zu Pfaltz, a Hannover.
Marly den 21 May 1711.
Hertzallerliebe Louisse, gestern habe ich Ewern lieben brieff
vom 11 May zu recht entpfangen. Ma tante hatt meine beyde
große brieff zugleich entpfangen, daß ist mir leydt; den ich fürchte,
daß ma tante endtlich meiner langen epistellen müde wirdt werden.
Es ist nicht viel besonders in keinem, undt gar viel zu leßen, wo
wenig verenderung in ist, gibt lange weill undt verdruß. Unßer
duc de Bery ist, gott lob, nicht kranck geweßen, aber woll
hertzlich betrübt über seines herr vattern todt. Wen I. L. gleich kranck
wehren, würde mich doch solches nicht ahn schreiben verhindern,
den ich würde I. L. zwar besuchen, aber keine sorg vor ihm
tragen. Der itzige Dauphin[1] ist auch nicht kranck, noch kranck
geweßen, aber wie Ihr auß meine schreiben werdet gesehen haben,
so hatt dieße leydige kranckheit in Lottringen genung gehaust undt
betrübtnuß zu wegen gebracht. Von der post ist nicht zu
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raisonniren; sie gehen, wie es den ministern ahm gelegensten ist. Mir
fehlt nichts, alß kurtzen ahtem, so von winde herrührt, so mich
erschrecklich plagen, sonsten were ich gantz woll. Ich habe gar
ein gutt gesicht gehabt, es hatt zwar abgenohmen; es seindt doch
noch viel junge leütte hir, so weniger sehen, alß ich, undt brillen
brauchen müßen. Ich kan noch [so] viel von dem weißen balsam
bekommen, alß ich will; den ein kauffman von Marseille hatt
corespondentz mitt meinem leibapotecker, der schafft ihm, so viel man
will. Mir ist es zu nichts nutz, ich brauch nichts. Die keyßerin
Amelie[2] jammert mich mehr, als die fraw mutter; den ich sehe
woll, daß dieße sich mitt ihrer regierung trost.[3] Es ist kein
wunder, daß printzes Henriette von Ahnhalt sich übel [befindet];
sie ist nicht gesundt undt corompirt ihr geblüdt mitt gar starcken
parfums. Daß ist gefahrlicher, alß man meindt, insonderheit wen
man pirlen hatt, nichts ist gefährlicher. Ma tante, unßere liebe
churfürstin, sagt viel gutts von dießer printzes. Wie glücklich finde
ich die fürstinen, so reißen können undt hingehen können undt in
ihrer grandeur keine schlaffen[4] sein! Aber stille! diß führt mich
zu weidt in den text. Es ist beßer, daß ich Eüch nur versichere,
daß ich Eüch von hertzen lieb behalte.