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Versaille den 30 April 1713.
Hertzallerliebe Louisse, alle Ewer schreiben habe ich woll
undt mitt freüden endtpfangen, aber ohnmöglich eher, alß nun,
beantwortten können. Erstlich so haben mich die Osterfest dran
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verhindert, hernach madame de Bery unglückliches kindtbett, hernach
die kranckheit von daß arme printzgen undt sein unglücklicher
[todt]. Alle vissitten, so man mir erst zum glückwünschen,
hernach zur condollentz gemacht, haben mir alle zeit benohmen, kan
also ohnmöglich, wie Ihr woll denckt, auff alle Ewere liebe
schreiben andtwortten, fange also nur ahn, daß zu beantwortten, so ich
heütte entpfangen vom 21 dießes monts. Ich gewinne noch
verliehre bey dem frieden,
[1] waß mir aber dran gefehlt, ist, unßere
hertzogin von Savoyen königin zu sehen, die ich liebe, alß wen
I. L. mein leiblich kindt wehren; zum andern so wirdt man weniger
klagen hören, welches langweillig war; zum 3ten hoffe, daß die
posten geschwinder gehen werden. Daß ist alles, liebe Louisse,
waß mich den frieden wünschen macht. Ist es einmahl ein
generalfrieden, wirdt er lang bestandt haben, den ich bin gutt darvor, daß
man dießer seytten nichts mehr, alß einen langen undt bestandigen
frieden, wünscht. Der friden ist nicht zu pa[r]tialisch vor unßere
printzen, so ahn Spanien haben renonciren müßen. Daß gestehe
ich woll, daß der keyßer sich nicht über Engellandt zu rühmen
hatt. Vor daß reich kan der krieg nicht gutt sein, den gantz
Schwaben undt die arme Pfaltz werden ja daß theatre vom krieg
sein, wie auch die geistliche churfürsten. Daß ist woll war, daß
nichts geschehen wirdt, alß waß lengst vorsehen ist. Gott gebe,
daß es frieden sein mag! Wendt sein bruder lebt frisch undt
gesundt hir, sein sohn ist gestorben, so auch mein page geweßen;
seine dochter hatt sich mißheüraht undt einen von meines sohns
premier valet de chambre geheüraht, deß apoteckers Himbert sein
sohn. Sie seindt glücklich in dem hauß mitt heürahten, den deß
Himbers mutter ist auch eine von adel. Wendt ist noch alß mein
stallmeister
[2], so über den gantzen stall befihlt. Madame de Bery
hatt keine hofffreüllen. Ich glaube, Wendt hatt seiner dochter
heüraht nicht schreiben wollen, hatt sich davor geschembt; sie hatt
selber den heüraht gewünscht undt den vatter so pressirt, daß er
es endtlich hatt müßen geschehen laßen. Ma tante hatt mir schon
von der dame von Dusseldorf gesprochen. Von dem hoff kene ich
niemandts, es ist mir aber leydt, daß der arme Schelm vom
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Bergen
[3] gestorben, den der war noch von unßerm hoff. Morgen ist es
hir kirbe im flecken, drumb schicke ich Eüch hirbey, liebe Louisse,
eine bawern-kirbe.
[4] Man rufft mich zum nachteßen, kan also
nichts vor dießmahl sagen, alß daß ich Eüch von hertzen ambrassire,
liebe Louisse, undt allezeit lieb behalte.
Suzon, meiner ammen dochter,
[5] bitt mich, Eüch ahn sie zu
erinern undt daß Ihr doch allezeit ein wenig bonté vor sie haben
mögt. Sie hatt meinen hussier Leclair geheüraht, so ihr
geschwisterkindt ist, undt sie ist eine von meinen camerweiber.