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A mad. Louise, raugraffin zu Pfaltz, a Hernhaussen.
Fontainebleau den 23 September 1713.
Hertzallerliebe Louise, vergangen mitwog habe ich Ewer liebes
schreiben vom 11 zu recht entpfangen. Ma tante ihres war vom
5 datirt, aber daß kan nicht sein; den daß letzte, so ich entpfangen
hatte vor dießes vom 5ten, war vom 8 datirt, also konte dießes
nicht vom 5ten sein. Ich habe es I. L. nicht sagen wollen, den sie
meinen gleich, man meine, daß sie radottiren, welches doch woll
gar nicht ist; weillen ich aber woll sehe, daß es I. L.
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ohnahngenehm ist, hütte ich mich davor, davon zu reden. Ich bin Eüch
recht verobligirt, liebe Louise, daß Ihr mir so fleißig schreibt. So
lang ma tante den husten hatt, werdet Ihr mir einen großen
gefahlen thun, fortzufahren. Gott gebe, daß ich morgen erfahren
mag, daß alles wider gantz woll ist! undt es tröst mich recht, daß
Ihr mir versichert, daß der husten nichts zu bedeütten hatt. Zu
endt deß husten schadt es gar nicht, waß man auch eßen mag, den
der husten hatt seine zeit; wen die vorbey ist, vergeht er von sich
selber. Ich kan keine feygen vertragen, findt sie zu kalt im
magen. Ich bin fro, daß der gantz hoff wider beysamen ist, den die
einsambkeit ist ma tante gar gewiß nicht gesundt. Wen die
zeittung war were von deß hertzog von Württenberg
[1] todt, so würdt
es der marechal de Villar her geschrieben haben. Wie ich von
dießen beyden schwager [höre], so sollen sie nicht viel deügen.
Man hatt nicht sorg genung, wie man die junge leütte erzicht. Ich
wolte gern mehr schreiben, aber es ist spat undt ich muß noch
2 brieff nach Paris nohtwendiger weiß schreiben, kan also nichts
mehr [sagen], alß daß ich Eüch von hertzen lieb habe.