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A mad. Louise, raugraffin zu Pfaltz, a Ghör.
Marly den 5 November 1713.
Hertzallerliebe Louise, ich war vergangen … so erschrocken
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über den verlust von Eweres armen neveux, mylord Harwich,
[1] daß
ich daß hertz nicht hatte, Eüch ein wordt zu schreiben, noch auff
Ewer liebes schreiben vom 20 October zu antwortten. Ich weiß
auch nicht, waß ich Eüch sagen solle, den in solchen fällen kan
gott allein trösten. Ich weiß, daß Ihr recht gotsforchtig seindt,
hoffe also, daß Ihr Eüch in den willen gottes ergeben werdet. Ich
weiß woll, daß es hart zu verschmertzen, zu verlieh[r]en, woran man
sein hertz gehengt, aber wie schon gesagt, so hoffe ich doch, daß,
weillen gott der allmächtige Eüch dießes unglück zugeschickt, daß
Ihr Eüch in seinen heylligen willen ergeben werdet. Wie ichs
erfahrn, habe ich woll recht gespührt, daß ich Eüch von hertzen lieb
habe; den ich bin auffgefahrn, bleich worden undt die threnen
seindt mir Ewertwegen in den augen kommen, habe den
allmächtigen gleich gebetten, Euch beyzustehen. Weitter will ich hirauff
nichts sagen, den je mehr man davon spricht, je mehr verneüerts
die schmertzen. Ich wolte lieber, daß ich sie soulageren könte.
Gott seye danck, daß ma tante sich so woll von der jagt befunden,
undt erhalte sie ferner lange jahren undt verleye Eüch jetzt trost
undt he[r]nach, daß Ihr nach dießem leydt freüden genießen möget
undt ich mich so sehr part in Ewerem vergnügen nehmen möget,
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alß ich nun part in Ewer betrübtnuß nehme! undt bitte Eüch,
nicht zu zweyfflen, daß ich Eüch von hertzen lieb behalte.