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Paris den 11 October 1715.
Hertzallerliebe Louise, heütte morgen hatt eine dame, die gutt
façon hatt, [sich] bey mir ahngemelt undt hatt mir Ewer schreiben
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vom 17/28 September gebracht. Alles hatt geendert, seyder Ihr
mir dießen brieff geschrieben; den I. L. die printzes von Wallis
undt ich schreiben einander nun.
[1] Ihr könt I. L. die printzes
versichern, daß ich ihr befehl volzogen habe undt der mademoiselle
Catherine Vezian schon instruction geben; von waß sie zu wißen
begehrt, habe ich ihr gesagt undt ihr nachricht [gegeben], wo man
daß kinderzeüg woll macht; ich weiß aber nicht, ob sie mich woll
verstanden hatt. Ich fürcht, sie wirdt mich nicht verstanden haben;
den sie zitterte undt bebette, wie sie mitt mir sprach. Ich glaub,
mein alt gesicht hatt sie erschreckt. Mich wundert, daß daß
englische kinderzeüg der printzes von Wallis nicht gefehlt; den mich
deücht, daß kein ort in der welt, wo man die kinder beßer
einwickelt, alß in Engellandt; sie seindt viel sauber[er], alß man in
Franckreich ist. Daß ist alles, waß ich auff Ewer heütiges schreiben
sagen kan. Da stehet monsieur Stamer bey meinen cammin undt
ich sags ihm, daß ichs Eüch schreiben will, liebe! Man verzehlt
alleweill, daß es in Schottlandt doll hergeht undt alles empört ist,
daß ein schottlandischer mylord, deßen nahmen man nicht weiß,
auß der gefangnuß gebrochen ist undt 15 m. man armirt hatt. Ihr
werdet beßer wißen, alß ich, ob es war ist. Man setzt noch dazu,
daß die revoltirten 3 considerable platze eingenohmen haben.
[2] Hir
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haben wir nichts neües. Da kompt mein sohn herrein, muß
schließen, doch nicht, ohne Eüch zu versichern, hertzliebe Louise, daß
ich Eüch von hertzen lieb behalte.