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Versaille den 13 Januari 1707.
Hertzliebe Amelise, vergangenen dinstag habe ich Ewern lieben
brieff vom 28 December 1706 undt heütte den vom 3 dießes monts
zu recht entpfangen; aber heütte kan ich ohnmöglich so exact
andtwortten, den ich habe husten, schnupen, kopffwehe undt ein wenig
hitz, muß aber doch ein wenig filtzen, daß Ihr mir eine
entschuldigung macht, mir Ewern neüjahrswunsch in postscriptum
geschrieben zu haben. Warumb ist den daß nicht eben so gutt, alß wen
Ihrs im brieff gesetzt hettet? Bin Eüch eben so sehr davor
verobligirt, aber macht mir doch so keine ohnnöhtige façons undt
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complimenten! daß ist gar langweillig. Ich wolte gern lenger
schreiben, mein husten lest mir aber keine ruhe undt mein kopff thut
mir bitter wehe, kan also vor dießmahl ohnmöglich mehr sagen, alß
daß ich Eüch ein alamodeschachtelgen schicke, einen kleinen wingert
auff einen silbern grundt; wünsche, daß es Eüch gefahlen möge,
undt versichere Eüch, lieb Amelise, daß ich Eüch allezeit lieb
behalte.