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A mad. Louise, raugraffin zu Pfaltz, a Londre.
Paris den 7 Januari 1716, umb halb 11 abendts (N. 56).
Hertzallerliebe Louisse, zu Versaille hatten wir nur einen
eintzigen verdrießlichen neüjahrstag; aber hir wirdt der neüjahrstag ewig,
man hatt weder morgendts, abendts, noch nachts ruhe. Wie bin
ich daß Parisser leben so unerhört müde, liebe Louisse! Ich muß
jetzt gleich noch ahn unßere liebe printzes von Wallis schreiben;
den gantzen langen tag bin ich interompiret worden, habe kaum
ahn mein dochter andtwortten können, habe nur diß halbstündtgen
vor Euch abgestollen, damitt Ihr in keinen sorgen vor meine
gesundtheit sein möget, die, gott lob, gar gesundt ist. Diß jahr habe
ich nichts von Eüch entpfangen undt habe ohnmöglich der zeit, auff
die alten zu andtwortten, kan auch nicht versprechen, wen es wirdt
sein können; den man ist, wie man in der Pfaltz sagt, gar zu übel
geheydt hir. Ich hoffe undt wünsche, daß Ewer husten undt
schnupen vorbey sein möge. Ich bin mitt ursach gritlich wie eine
wandtlauß. In welchem standt ich mich aber auch finden möge, so werde
ich Eüch doch allezeit von hertzen lieb behalten.