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Brief vom 14. April 1716

von Herzogin Elisabeth Charlotte von Orléans
an Raugräfin Louise zu Pfalz


773.


[024]

A mad. Louise, raugraffin zu Pfaltz, a Londre.

Paris den 14 April 1716, ich will nicht sagen, umb wie viel uhr (N. 75).
Hertzallerliebe Louisse, dießen nachmittag bin ich mitt Ewer liebes schreiben vom 29 Mertz erfrewet worden, werde in großer eyll undt abregé drauff andtwortten. Waß auff die wilde see muß, kan nie gar gewiß gehen. Ich habe vor 2 tagen auch 2 von der printzes von Wallis schreiben auff einmahl endtpfangen undt heütte wider eines; bin doch fro, daß Ihr, liebe Louisse, segt, daß ich Eüch so fleißig schreibe, alß mir immer möglich ist. Seydt in keinen sorgen! mein spät schlaffen-gehen schadt mir nichts; es wirdt aber baldt auffhören, den ich [denke], ob gott will, baldt nach St Clou zu gehen, da werde ich mehr zeit haben, den ich werde weniger interuptionen haben, alß hir, also morgendts undt nachmittags werde ich mehr schreiben; bin Eüch, liebe Louisse, doch sehr verobligirt, so sehr vor meine gesundtheit zu sorgen; unßere stunden seindt gezehlt, wir gehn nicht drüber, wie Ihr selber woll wist, liebe Louise, darüber geht man nicht. Auff ein andermahl werde ich von devotion undt auff daß, waß [Ihr] mir von Titi sagt, andtwortten. Dießen abendt ist es ohnmoglich, den ich falle schir auff mein papir, so sehr schlafferts mich. Waß mein uhr ahnbelangt, ist sie schon weg. Hatt der Garon kein lehrjungen gehabt, daß [er] es wider zurecht machen könte? Wen daß nicht ist, so gebt dem ersten ehrlichen uhrmacher, umb es wider zurecht zu machen, den Ihr kendt, undt schreibt mir, waß es kost! so werde ich es mitt danck bezahlen. Ich dancke Eüch vor die glückwünschung zu meiner gevatterschafft. Mein vetter, printz Jörgen hatt, gott lob, gutte zeitung von seinem herrn bruder, er ist nur ahm fuß verwundt undt der könig in Schweden hatt nichts. Man hofft, daß mein vetter, der erbprintz, in 3 wochen wirdt wider gehen. Der graff von Hannaw sagt, er hette keine andere uhrsach, printz Wilhelm nicht mitt freüden vor einen dochterman zu nehmen, alß daß er nicht von seiner religion ist. Meins sohn aug ist noch gar schlegt, man hofft aber doch, daß er es nicht verliehren wirdt, ob er es zwar zu sehr negligirt hatt. Gutte nacht, liebes [025] Lenorel![1] Seydt versichert, daß ich Eüch all mein leben von hertzen lieb behalte!
Ich bin froh, daß mein recomandation reussirt hatt mit dem gefangen[en].
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Empfohlene Zitierweise:
Brief vom 14. April 1716 von Elisabeth Charlotte an Louise zu Pfalz
in: Briefe der Herzogin …, Hg. W. L. Holland, Band 3 (1874), S. 24–25
Onlinetext URL: https://www.elisabeth-charlotte.eu/b/d03b0773.html
Änderungsstand:
Tintenfass