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A mad. Louise, raugraffin zu Pfaltz, a Londre.
Paris den 27 May, umb 3 nach mitternacht (N. 79).
Hertzallerliebe Louisse, ich bin heütte so geplagt worden, daß
ich ohnmoglich vor dem nachteßen hab können ahn die printzes von
Wallis, noch mein dochter schreiben, alß nach 10 abendts, undt ich
habe 6 bogen ahn mein dochter undt 18 ahn die printzes
geschrieben. Aber solte ich auch bey hellen sonnenschein nach bett gehen,
so will ich Eüch doch schreiben, liebe Louisse, undt meinen
geburdtstag mitt Eüch ahnfangen. Ich habe gestern Ewer liebes
schreiben vom 20/10 May entpfangen sambt den beylagen von dem armen
narren, dem Langallerie, welche mich von hertzen haben lachen
machen; dancke Eüch sehr davor. Morgen werde ich nach St Clou,
dort zu bleiben, biß madame d’Orleans ins kindtbett kompt; hoffe,
dort mehr zeit zu finden undt nicht mehr die gantze nacht biß ahm
hellen tag zu schreiben. Die printzes findt mein uhr heßlich undt
ich findt sie artig, kompt mir auch von lieber handt, den mein
tochter hatt mir sie geben. Danke Eüch, liebe Louisse, vor alle
vorsorg, so Ihr mitt gehabt habt. Ich glaube, Ihr werdet so
geschafftig sein, alß ein mauß im kindtbett, mitt Ewerer kintauff. Gott
gebe Eüch alles vergnügen, [liebe] Louisse! Ich gehe nach bett,
nachdem ich Eüch versichert, daß ich Eüch in meinen 65 jahr, wo ich
in trette, Eüch so lieb behalten werde, alß ich im 64 gethan, so ich
ablege. Gutte tag! den gutten nacht kan man ahm hellen tag nicht
sagen. Ich ambrassire Eüch von hertzen.