[028]
A mad. Louise, raugraffin zu Pfaltz, a Londre.
St Clou den 6 Juni 1716, umb 3 nach mitternacht (N. 79).
Hertzallerliebe Louisse, ich hatte gehofft, hir mehr ruhe zu
haben, alß zu Paris, aber es ist schir arger. Taglich bin ich accablirt,
habe auch gestern wider nach Paris gemüst, bin umb 10 weg, umb
umb halb 9 abendts wider komen, habe in meiner reiß 4 vissitten
abgelegt, ahn die konigin in Engellandt, so im closter zu Challiot ist,
zum konig au Thuillerie, au Palais-Royal zu madame d’Orleans undt
au Luxembourg ches madame de Berry. Vorgestern habe ich Ewer
liebes schreiben von 26/15 May entpfangen, so mir mylord Stairs
bracht. Man hatt die uhr zu Calais auffgehalten, ich werde sie
aber baldt bekommen; dancke Eüch vor Ewer sorg, so Ihr davor
gehabt, undt so baldt Ihr mir schreiben werdt, waß es kost, will ichs
Eüch [mit dank bezahlen]. Ich erfrewe mich mitt Eüch, daß Ihr
daß vergnügen gehabt, Ewern kleinen neupheu zu tauffen sehen.
Daß ist wunderlich, daß man einem kindt seinen eygenen zunahmen
gibt. Ma tante von Maub[u]isson hieß Hollandine. Adieu, liebe Louisse!
Es schlegt 3, es ist zeit, nach bett zu gehen undt [ich kann] Eüch
nur versichern, daß ich Eüch von hertzen lieb behalte.