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Brief vom 7. Juli 1716

von Herzogin Elisabeth Charlotte von Orléans
an Raugräfin Louise zu Pfalz


781.


[030]
St Clou den 7 Jully 1716 (N. 82).
Hertzallerliebe Louise, in dießem augenblick entpfange ich Ewer liebes schreiben vom 21 st. v. Juni. Es ist 14 gantzer tag, daß ich Eüch nicht geschrieben habe; ich wolte es vergangen freytag vor 8 tagen thun, aber wie ich eben der printzes von Wallis briff enden wolte, kam man mich hollen, weillen madame d’Orleans in kintdsnöhten war, es war just 11 uhr. Ehe die kutschen fertig wurden, war es halb 12; wir kamen umb ein virtel auff 1 ahn. Wie ich in die antichambre kam, war alles gar still undt man sagte mir mitt leißer stim: Il y a pres d’une heure qu[e] S. A. R. est accouchée tres heureussement. Aber man sagte mir dießes mitt so trawerigen minen, daß ich nicht zweyffelen konte, daß madame d’Orleans eine 7te dochter bekommen hette, undt habe mich leyder nicht betrogen. Ich bin zu Paris biß montag geblieben, da bin ich in aller eyll wider her. Were ich lenger zu Paris geblieben, werde ich gewiß kranck worden, den eine solche hitze, alß in meinem apartement zu Paris ist, ist nicht außzusprechen; fragt nur monsieur Pless! der kans Eüch sagen. Dinstag kam mylord Stairs mitt mylord Hau undt mylord Herway. Dießer letzte brachte mir die uhr von der printzes von Wallis, welche schon gutt undt artlich; die pitschir seindt auch über die maß artig eingefast. Es ist schadt, daß man den ametist gestochen hatt, den der stein ist schön undt gar net, aber unter unß gerett, ich finde nicht, daß meine wapen beßer gestochen sein, alß mein ordinarie pitschir. Die lewen seindt [031] nicht woll gerißen undt rautten gantz scheff, es stehet doch woll ahn der uhr. Sie ist mir seyder 8 tagen nicht von der seytten gekommen, bin recht scharmirt darvon. Wolte gott, ich könte wider waß finden, so der printzessin ahngenehm sein könte! Daß unglück ist, daß man alles in Englandt beßer hatt, alß hir. Vergangenen sambstag hatt man mir meine uhr von Calais bracht, so Ihr, liebe Louise, wider habt zurecht machen laßen; sie steht nun nicht, dancke Eüch sehr vor alle mühe, so Ihr deßwegen genohmen habt, undt komme jetzt auff Ewer liebes schreiben. Ich habe zwar noch 2 dieße vergangene woche von Eüch entpfangen, aber es ist mir ohnmöglich, heütte drauff zu andtwortten, kaum kan ich auff dießes letztes antwortten. Monsieur Thery, mein leibdockter, helt mich nun in der chur. Vergangenen sontag hatt er mir zur ader gelaßen 12 gutte untzen; biß donnerstag undt freytag wirdt er mir medecin geben. Ich weiß nicht, wie es abgehen wirdt, den die aderläß hatt mich schon gantz abgematt; aber thete ich dießes alles nicht, würde ich weder rast, noch ruhe haben, alle meine leütte von ersten biß zum letzten würde[n] mich plagen nacht undt tag; also hab ich lieber thun wollen alles, waß sie von mir begehrt haben, alß mich plagen zu laßen. Waß solle ich thun? Wen ich den gantzen tag interompirt werde, muß ich ja woll nachts schreiben undt die printzes von Wallis vor alle gütte undt freündtschafft dancken, so I. L. mir erweißen; undt es were ja eine rechte undanckbarkeit, wen ich nicht alles thete, waß mir möglich, I. L. zu entreteniren, weillen ich ja so glücklich bin, daß meine schreiben I. L. nicht unahngenehm sein. Daß freüllen von Schullenburg ist sie nicht von deß königs reiß nach Hannover? Weillen Ihr gern mein contrefait in kupfferstük sehen wolt, so schicke ich es Eüch hiemitt; der printzeßin ihres habe ich nur auß poßen geschickt, ihr heimlich gemach zu ziehren. Adieu, liebe Louisse! Ich ambrassire Eüch von hertzen. Die andere woche, wilß gott, hoffe ich ein mehrers zu sagen, undt mich verlangt, daß Ihr wider in Teütschlandt seydt, umb Eüch offter zu schreiben konnen; den die tage seindt different von der englischen post. Adieu! Ich habe Eüch lieb undt werde Eüch, liebe Louise, all mein leben lieb behalten.
Grüst mademoiselle de Malauze von meinetwegen! Wen ich [032] auß meinen remedien sein werde, will ich einen eygen tag vor sie wehlen, ihr allein zu schreiben konnen.
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Empfohlene Zitierweise:
Brief vom 7. Juli 1716 von Elisabeth Charlotte an Louise zu Pfalz
in: Briefe der Herzogin …, Hg. W. L. Holland, Band 3 (1874), S. 30–32
Onlinetext URL: https://www.elisabeth-charlotte.eu/b/d03b0781.html
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