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Brief vom 3. Juli 1681

von Herzogin Elisabeth Charlotte von Orléans
an Raugraf Karl Ludwig zu Pfalz


2009.


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St Clou den 3 Julli 1681.
Hertzallerlieb Carllutz, hirmitt kompt Ewer Jasmin wider ahngestochen. Auß meinem letztem brieff, so ich Eüch vor 8 tagen geschriben, werdet Ihr schon ersehen haben, wie das es nicht seine schult ist, das er nicht eher wider zu Euch kommen, undt auch, was mich verhindert, ihn eher, alß biß auff die vergangene woche, fort zu schicken. Das er aber noch dieße woche hir geblieben, ist die ursach, das derjenige, so mir diß beyligende zettelgen hatt zu recht machen sollen, sich nicht zu Paris gefunden undt ich also habe wartten müßen, biß er widerkommen. Den weillen ich hir durch Jasmin eine sichere gelegenheitt habe, hab ich Eüch solches lieber dadurch, alß bloß auff die ordinari post, schicken wollen. Das ist alles, was ich Eüch hirauff sagen werde. Nun will ich auff Eweren brieff ortendtlich andtwortten. Es ist zwar war, das ich schon vernohmen habe, das meines brudern leütte vorgeben, alß solte I. G. der churfürst, unßer her vatter seeliger, Ewer in seinem testament so eingedenck sein, das es unmöglich, zu halten, ohne das meinem bruder ahn der Pfaltz abbruch geschehe, welches ich aber desto schwerer habe geglaubt, alß mir I. G. deß churfürsten seeligen vorsichtigkeit undt prudentz gar zu woll bekandt undt I. G. seeliger durch die vätterliche lieb, so ich weiß, das er biß in todt zu Eüch undt Ewere geschwisterig getragen, woll nichts in seinem testament würde gesetzt haben, so Eüch könte mitt recht disputtiret werden. Also, wen ich auch schon die 4 stück nicht hette zu sehen bekommen, so Ihr mir geschickt, so hette ich doch nicht anderst dencken können, alß das meines bruders leütte ihm dieße sache anderst vorwenden, alß es sich in der that befindt, wie ich den desto mehrer hirvon jetzt persuadirt bin, nachdem ich dießes alles [499] durchleßen. Ich schicke Eüch solches nicht wider, weillen ich glaube, das Ihr deßen gleichen copien schon behalten habt, alß Ihr mir dießes geschickt Im fall aber Ihr solches nicht gethan hettet, könt Ihr mir es nur berichten, so will ich Eüch solches durch die erste gelegenheitt, so sicher sein kan, widerschicken. Im überigen, umb Eüch nun offenhertzig herauß zu reden, so sehe ich gar woll, das Ihr groß recht habt, aber ich weiß warhafftig nicht, was bey der sachen zu thun ist. Ich habe wenig undt, umb noch wahrer zu sagen, niemahlen, wie Ihr woll wist, keine affairen unterhanden gehabt, bin derowegen hirinen gar ingnorrent; drumb den besten raht, den ich Eüch geben kan, ist, das Ihr leütte consultirt, so mehr experientz undt verstandt haben, alß ich, undt folgen möget, was sie Eüch zum besten rahten werden. Weillen Ihr aber doch das vertrawen zu mir habt, mich umb raht zu fragen, so will ich Eüch sagen, was mich deücht. So viel, alß ich hirauß sehen kan, so kombt mir die sach gar schwer vor undt desto schwerer, alß das die zeitten gar schlim sein; den man meinem bruder auch das seinige nimbt. Drumb wen ich in Ewer platz were, so wolte ich woll den deputat ahnnehmen, so man Euch offerirt, aber gar nicht ahn den pretentionen renonciren undt vorgeben, das Ihr Euch mitt dem deputat begnüget undt woll behelffen wollet, weillen die zeitten so schlim sein, das Ihr jetzt meinem bruder nichts mehrers, alß das, zumuhten könt, biß das er sich wider in einen beßern standt befinden möge. Das ist meine meinung, aber, wie schon gesagt, fragt raht ahn leütte, so es beßer verstehen, alß ich, undt secht, was Ewer bestes sein kan! Könt ich Eüch helffen, wolte ich woll keine mühe ersparen, aber ich sehe hirzu leyder gar kein aparentz, den das ich hir den könig noch mehr gegen meinem bruder auffreitzen solte. Das kan undt werde ich in ewigkeit nicht thun; solte mein bruder mich auch schon haßen alß den teüffel, so werde ich mir doch mein leben nicht vorzuwerffen haben, das ich zu seinem unglück mitt contribuirt. Drumb secht Ihr woll, das in dießem fall hir nichts zu thun ist; vor Eüch alle ahn meinem bruder zu schreiben, hilfft auch nichts, den er antwort mir nicht einmahl undt ist persuadirt, das ich gantz partheyisch vor Eüch gegen ihm bin. Der oberste Webenheim ist jetzt bey ihm zu Heydelberg; ich habe selbigen einen großen mächtigen brieff geschrieben, worin ich ihn bitte, das er meinem bruder vor Eüch reden solle alß von sich selber undt nicht, [500] alß wen ich ihm davon geschrieben hette; das er ihm zu gemühte führen solle, wie das es ihm bey allen menschen einen großen tort thun könte, das er Eüch haße, da Ihr ihm doch nie nichts zu leydt gethan hettet, undt das man ihn vor ungerecht halten würde, Eüch zu disputtiren, was er Eüch selber verschrieben. Webenheim vermag viel bey ihm undt hatt verstandt, wie Ihr woll wist; drumb hoffe ich, das er mehr außrichten wirdt, alß alle andern. Ich habe noch keine antwort von ihm bekommen; so baldt ich sie aber entpfangen werde, will ich Eüch schreiben, wie dieße negociation abgeloffen wirdt sein. Das ist alles, was ich Eüch vor dißmahl sagen kan, wozu ich nur schließlich setze, das Ihr, hertzlieb Carllutz, versichert sein könet, das es mich recht schmertzt, das ich Eüch nicht dinnen kan, wie ich gerne wolte. In allen andern gelegenheitten aber, wo sich mein bruder nicht mitt einfindt, werde ich woll nichts ersparen, Euch zu contentiren undt zu versichern, das ich Eüch von hertzen lieb habe undt das Ihr keine trewere freündin habt, alß mich.
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Empfohlene Zitierweise:
Brief vom 3. Juli 1681 von Elisabeth Charlotte an Karl Ludwig zu Pfalz
in: Briefe der Herzogin …, Hg. W. L. Holland, Band 6 (1881), S. 498–500
Onlinetext URL: https://www.elisabeth-charlotte.eu/b/d06b2009.html
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