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A madame Louisse, raugraffin zu Pfaltz, a Franckfort.
Versaille den 16 December 1694.
Hertzliebe Louisse, ich habe Eüch vergangen sontag
versprochen, daß ich mitt der ersten post völlig auff Ewer liebes schreiben
antworten wolle vom 17/27 November, welches ich ohnmöglich damahlen
habe thun können; stelle mich also hirmitt nach meinem
versprechen ein undt sage nochmahlen großen machtigen danck nicht allein
vor den Virgillius, so Ihr mir schicken werdet, sondern auch vor
die freüde, so Ihr mir bezeügt, liebe Louisse, dieße commission von
mir bekommen zu haben. Carl Moritz bitte ich auch von
meinetwegen vor seine mühe, die er deßwegen genohmen, zu dancken,
undt ambrassirt ihn davor meinetwegen! Wie ich sehe, so ist man
voller precautionen, waß man auß Teütschlandt nach Franckreich
schickt. Weill Ihr nur auß complaissance spilt, müst Ihr daß spiellen
eben so wenig, alß ich, lieben. Ich glaube nicht, daß von denen,
so geheürahtet sein, man unter hunderten ein mensch findt, so nicht
gestehet, daß der ledige standt beßer ist, undt nichts ist rarers
in der welt, alß gutte ehen, bin also gantz Ewerer undt Amelisgen
meinung. Die gutte worter seindt gutt, so Eüch Churpfaltz gibt,
allein von gelt lebt man beßer. Wie ich sehe, so habt Ihr eben so
sehr den frieden zu wünschen, alß alle welt; ich sehe aber leyder
noch wenig ahnstalt dazu. Mein sohn hatt seines dochtergen todt
all lang verschmertzt; es war ein heßlich schätzgen, so nicht[s], alß
greinen, thate. Bedancke mich vor den gutten wunsch, so Ihr mir
thut, niemandes von den meinigen ferner zu verliehren. Der
pfaltzgraff, so hir ist, scheindt gar raisonabel undt polie zu sein; war
gestern abendts undt dießen gantzen morgen bey mir. Er wirdt
baldt zu Franckfort sein, den er wirdt zukünfftige woche wider hir
weg. Wen Ihr ihn sehen werdet, so erforscht doch ein wenig, ob
er mitt mir zufrieden ist! Ich habe mich nichts gegen I. L. wegen
seiner lieb mercken laßen undt nicht von dem frewllen von Horn
gesprochen. Ich kan nicht glauben, daß ein abgetheillter her[r], wie
der zweite hertzog von Weimar sein muß, eine gar avantageusse
parthey sein kan. Nichts lernt einem mehr daß serieux sein, alß
daß heürahten, nimbt mir also gar kein wunder, daß princesse
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Charlotte von Homburg es nach ihrem beylager geworden ist. Dießer
hertzog muß seine erste gemahlin baldt vergeß[en] haben, weill er
nicht hatt wartten können, biß seine trawer auß. Herr Ferdinant,
deücht mich, fängt eine große reiße vor sein alter ahn, den er kan
ja nicht gar jung mehr sein. Daß ich ahn Eüch, liebe Louisse,
undt Ewer geschwisterig fleißig gedencke, ist kein wunder, wir
seindt einander ja nahe genung dazu. Ich weiß nicht, waß andere
fürstinen vor gemühter haben; allein ich habe mir mein leben nicht
einbilden können, daß man denaturé sein müste, in waß vor standt
man auch sein mag, undt weillen ja nichts trawerigers in der welt
ist, alß ohne freündtschafft leben, so deücht mir, daß es noch
natürlicher ist, diejenigen zu lieben, so von seinem eygenen geblüdt
sein, alß frembten, insonderheit, wen sie, wie Ihr undt Ewere
geschwisterig, estimabel sein. Seydt derowegen versichert, liebe Louisse,
daß ich Eüch allezeit recht lieb haben werde undt auch behalten!