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Herr graff von Degenfelts
wahre freündin
P. S.
Die fraw gräffin von Degenfelt findt meinen freündtlichen gruß hirin.
A monsieur le comte de Degenfelt a Londre.
St Clou den 21 May 1720.
Herr graff von Deegenfelt, ich habe Sein schreiben vom 4 April sehr woll entpfangen, aber es ist mir durchauß ohnmöglich geweßen, eher, alß nun, drauff zu andtwortten; den man hatt mir im ahnfang, alß ich herkommen, nach frantzöscher manir tractirt undt zur precaution aderlaßen undt purgiren machen, welches mich so starck ahngegriffen, daß ich mich noch nicht wider davon erhollen kan. Ich hatte mich bißher davor gehütt, aber man hatt mir gesagt, daß, weillen ich gar kein exercitzien mehr thun kan, würde ich abscheülich kranckheitten außzustehen haben; daß hatt mich persuadirt, alles zu thun, waß man gewolt, gerettet mir doch jetzt, den ich gar zu sehr abgematt bin. Will doch nicht lenger auffschieben, auff Sein schreiben zu andtwortten. Es ist nicht nöhtig, daß mich monsieur le Fevre von den proces-sachen unterricht; den ich muß meine ignorentz gestehen, ich verstehe, waß von protzes-sachen ist, eben so wenig, alß wen man mir Grichisch oder Hebræisch spreche, aber ich habe monsieur le Fevre gesagt, daß in alles, wo meine recom [579] mandation wirdt dinnen können, solle er mich employren. Ich werde all mein bestes thun, zu erweißen, wie daß ich bin undt bleiben werdeHerr graff von Degenfelts
wahre freündin
Die fraw gräffin von Degenfelt findt meinen freündtlichen gruß hirin.