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Brief vom 9. Mai 1721

von Herzogin Elisabeth Charlotte von Orléans
an Graf Christoph Martin von Degenfeld


2226.


[109] [1]

A monsieur le comte de Degenfelt a Londre[2].

St Clou den 9 May 1721.
Herr graff von Degenfelt, vergangenen montag 8 tag ist [110] monsieur le Fevre hir ahnkommen undt hatt mir Sein schreiben vom 2/13 April gebracht, habe aber ohnmoglich eher, alß heütte, drauff andtwortten können; den mein docktor noch nohtig erfunden, mich noch hir zu medicinniren, welches mich sehr abgematt hatt. Er hatt mich so woll gegen der andern docktoren opinion tractirt, daß er mich gantz wider zur gesundtheit gebracht, muß also woll folgen, waß er nohtig vor meine gesundtheit helt. Nun aber ich, gott seye danck, wider in guttem standt bin, will ich auff Sein schreiben andtwortten. Es ist mir hertzlich leydt, daß Seine sach von Coubert nicht nach meinen wünsch undt monsieur le Fevre große sor[ge], arbeydt undt mühe nicht hatt gelingen können. Waß ich gethan, ist kein dancken [werth]; gar vielle ursachen haben mich dazu verobligirt, erstlich so ist mir ja Seine gemahlin nahe genung dazu undt von einer mutter gebohren, so ich biß ahn ihr endt von hertzen geliebt; undt wen dießes gleich nicht were, so hette ich mich doch vor den herrn graffen interessirt. Der gutte, ehrliche herr Max [ist] gar zu sehr mein gutter freündt geweßen, umb daß ich mich nicht vor seine kinder interessiren solte, undt wens auch nur were die tendre amitie, so unßere raugraffin Louise zu Eüch tregt. Also segt Ihr woll, herr graff, daß Ihr nicht zu forchten habt, daß ich Eüch Ewer bitt abschlagen moge undt all mein bestes thun werde, monsieur le Fevre in alles, waß er nöhtig finden wirdt, beyzustehen. Ich werde[3] gar fro sein, wen ich Eüch, herr graff, hir sehen undt Ewere gemahlin ambrassiren könte; ich hab aber gehört, daß Ewere reiße über Hollandt gehen [wird], welches, wie ich glaube, ein kürtzerer weg ist. Dem seye, wie ihm wolle, so werde ich doch allezeit sein undt bleiben,
herr graff von Degenfelt,
Seine ware freündin
P. S.
Seine gemahlin, die fraw gräffin von Degenfelt, findt meinen freündtlichen gruß hirin undt wünsche, daß unßere gutte, pure teütsche lufft ihr beßer, alß die englische, bekommen mag.
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Empfohlene Zitierweise:
Brief vom 9. Mai 1721 von Elisabeth Charlotte an Christoph Martin v. Degenfeld
in: Briefe der Herzogin …, Hg. W. L. Holland, Band 6 (1881), S. 109–110
Onlinetext URL: https://www.elisabeth-charlotte.eu/b/d06b2226.html
Änderungsstand:
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