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Versaille den 22. November 1692.
… Man muß greülich curieus sein, umb zu wißen, was E. L. mir
sagen, denn Dero gnädiges schreiben sicht man gar woll, daß es auffgebrochen
worden undt sie habens übel undt grob wider zu gemacht. Sie werden
aber woll nicht gar gelehrt geworden sein von waß sie drinnen gefunden
haben. Ich mögte gerne wißen, was sie sich einbilden, daß E. L. mir undt
ich ihnen schreiben könte, woran ihnen gelegen seye. Sie mögen mir den
kopff woll nicht warm mitt ihrem auffbrechen machen, denn sie mögten mich
in einem solchen humor finden, daß ich ihnen die warheit dichte in E. L.
schreiben setzen mögte, welches ihnen die lust vertreiben mögte, die brieffe
auffzumachen. Den respect, den ich dem König schuldig bin, werde ich
allezeit halten, kan undt will nichts gegen I. M. sagen, aber die fuxschwentzer undt
fuxschwentzerinnen, so umb den König sein undt welche ihr divertissement
von unßern brieffen nehmen wollen, werde ich ihre eygene schande greülich
lesen laßen machen undt vor augen stellen, so sie in dießem exercitium
fortfahren. Nach dießer mahnung, die ich unßern mittlesern gebe, ist es auch
woll einmahl zeit, daß ich auff E. L. gnädiges schreiben komme. … Ich
muß gestehen, daß es mir eine rechte freüde wirdt sein, wenn ich vernehmen
werde, daß die investiture vom Churfürstenthum geschehen wirdt sein, denn
es hatt mich recht verdroßen, in der heüttige frantzösche gazette zu sehen,
daß man hir dran zweyffelt, undt wan es geschehen wirdt sein, will ichs
etlichen braff unter die naßen reiben. Ich jage fleißig, sonst würde mich die
langeweill kranck machen … Ich bin E. L. meinung, daß man Bergami
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nicht hir würde außgelacht haben, wenn er selber über sein courage gelacht
hette, denn ehe die von der armée widerkamen, hatt man ihn nicht
außgelacht. Es muß woll eine poßirliche sache sein, einem obersten verzehlen zu
hören, daß ihm bang geweßen undt [er] vor dem feindt gezittert hette; ich
vor mein theil, die nicht in krieg gehe undt nicht viel darnach frag, ob man
sich braff schlagen kan oder nicht, habe Bergami nicht außgelacht, denn die
affection, so er mir vor E. L. undt oncle undt alles was E. L. ahngeht,
bezeugt, hatt mich sehr vor ihn pervenirt
[2]. Er ist sehr resolvirt weg
gezogen, E. L. alles zu verzehlen was er weiß, hoffe also, daß er E. L. baldt
divertiren wirdt, denn er solle nur 6 Wochen in Engellandt bleiben. Es
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wundert mir nicht, daß E. L. ungedultig über des abts litaneyen geworden
sein; ich kan sie auch nicht außstehen; wenn ich sie zu St. Clou höre, gehe
ich auß der kirch, denn das ewige ora pro nobis kan ich unmöglich
vertragen. Die andtwort von Leibnitz finde ich sehr artig; wenn die devotten
hir ohne interesse weren, charitable gegen ihre negsten undt nicht ambitieux,
glaubte ich, daß ihre lange gebetter von Gott dem allmächtigen mögten
erhöret werden, so lange ich sie aber auff dießen schlag sehen werde, nehmblich
cholere, ambitieux undt interessirt, werde ich sie vor lautter heüchler undt
hipocritten halten, undt kan nicht glauben, daß sie Gott ahngenehmer sein
mögen alß ich, die [ich] nicht so viel bette, aber meinen nächsten kein
unrecht thue. …