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Brief vom 28. Februar 1693

von Herzogin Elisabeth Charlotte von Orléans
an Kurfürstin Sophie von Hannover


161.


[177]
Versaille den 28. Februari 1693.
… Ob ich zwar offt jage, so plagt mich doch mein miltz sehr; ich glaube aber, es were noch ärger, wenn ich nicht jagte. Ich glaube auch, daß ein wenig lachen gutt dazu were, aber das lachen vergeht einem hir sehr, undt alle divertissementen seindt ohne lust, denn alles ist gezwungen undt gedrungen. Hette ich den desordre gesehen, so zu Hannover im opera vorgangen, hette ich woll von hertzen gelacht; weren E. L. dabey geweßen, so were es nicht geschehen, denn alßdan würde die gräffin Platen[1] ihre ordre woll nicht so absolute gegeben haben. Das freüllen von Königsmarck[2], so zu Hannover ist, ist sie niepce oder schwester von unßerm gutten graff Königsmarck[3], so in Morée gestorben ist? Weill sie aber so galant ist, [178] muß es woll die niepce sein, denn sonsten würde sie zu alt sein, umb viel gallants zu haben. Ich habe von hertzen gelacht über die disputte, so die damens zu Hannover gehabt haben. Meine meinung ist, daß zwar ein Königin zu werden nützlicher ist, allein ich glaube doch, daß die sottise, eine hure zu werden, eher zu pardonniren undt entschuldigung ist, wenn es auß verblendung der liebe geschicht undt daß einen die passion übermeistert, alß durch ambition undt interesse, da man de sang froid bey ist undt woll weiß was man thut. … Ich darff E. L. die mühe nicht geben, ahn die raugräffliche kinder vor mich zu antwortten, habe die gutte fraw von Harling damitt chargirt. Ich hoffe, daß mr. de Berengan[4] Caroline[5] wirdt in Engellandt gesehen haben, denn sonsten wirdt er meinen, I. G. mein herr vatter hette nichts alß heßliche kinder gemacht sowoll legitime alß bastard, denn er hatt mein bruder seelig[6] nicht gesehen, noch Carllutz[7], so auch vor ein mansmensch nicht heßlich war, undt nur mich undt Louisse undt Amelisse[8]; drumb wünsche ich, daß er doch auch Carolline möge gesehen haben, die hübsch war, wie sie ein kindt war, hoffe also, daß sie es noch ist. Es ist mir recht leydt vor die zwey gutte freüllein, daß sie E. L. nicht allezeit auffwartten können. …
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Empfohlene Zitierweise:
Brief vom 28. Februar 1693 von Elisabeth Charlotte an Sophie von Hannover
in: Briefe der Herzogin …, Hg. E. Bodemann, Band 1 (1891), S. 177–178
Onlinetext URL: http://www.elisabeth-charlotte.eu/b/d07b0161.html
Änderungsstand:
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