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Brief vom 28. März 1693

von Herzogin Elisabeth Charlotte von Orléans
an Kurfürstin Sophie von Hannover


165.


[181]
Paris den 28. Mertz umb 9 abendts 1693.
… Ich sehe, daß E. L. gottlob gesundt von ihrer reiße von Zell[2] gekommen sein. Das beste remedium, wenn man ein aug mitt blut unterloffen hatt, undt so niemahlen schaden kan, ist, daß man zucker kandie in weiße roßen waßer legt, zerschmeltzen lest undt solches hernach ins aug thut; so unterloffen alß das aug mitt blut sein mag, wirdt es in wenig tagen heill. Solte oncle also noch dieße incomoditet haben, können I. L. es versuchen, denn es kan ja nicht schaden. Es scheint, der große mann fragt nicht viel darnach, daß ihm die zähn außgefahlen, denn es war seine schuldt, hatt einen nach den andern außreißen laßen, undt jetzt ist er der erste, so drüber lacht undt vexirt, daß er keine zähne mehr hatt. Es scheint ja woll, wie E. L. sagen, daß die Gottheit lust ahn der verenderung hatt, denn in der welt ist woll wenig beständiges undt alles unterschiedtlich … Todt zu sein ist eine erschreckliche extremitet, umb ruhe zu finden. E. L. haben sich nicht zu reprochiren über meinen standt, denn in alles, wo E. L. gemeint, daß ich glücklich sein könte, da haben sie ihr bestes bey gethan, also bin ich E. L. eben solche erkandtnuß schuldig alß wenn sie mich gantz glücklich gemacht hetten.
Die hertzogin von Mecklenburg[3] ist gantz persuadirt, daß die von Zelle ihr große dinst erweist; wie oder wann, weiß ich nicht. Wenn Bernstorf[4] undanckbar ist, kan er nie recht haben. Mad. de Mecklenbourg ist [182] sehr touchirt, daß I. L. die Churfürstin von Brandenburg sich ihrer erinert hatt. Ich glaube, daß alle nonen vor mons. Pelisson[5] sein, denn mad. de la Valliere[6], so ich vor etlichen tagen gesehen, disputirt sehr vor ihn. Will der Churfürst von Saxsen denn ein Mahometaner werden, daß er mehr alß eine fraw haben will, denn im christenthum ist es doch nicht erlaubt undt der König Salomon war ein jude … Der gutte König Jacop flatirt sich, daß man des Königs Wilhelm sehr müde in Engellandt ist; ich glaube aber, daß I. M. übel informirt sein. Nun werden wir gleich zu nacht eßen, derowegen vor dißmahl nichts mehr sagen, alß daß ich von gantzer seelen bin …
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Empfohlene Zitierweise:
Brief vom 28. März 1693 von Elisabeth Charlotte an Sophie von Hannover
in: Briefe der Herzogin …, Hg. E. Bodemann, Band 1 (1891), S. 181–182
Onlinetext URL: https://www.elisabeth-charlotte.eu/b/d07b0165.html
Änderungsstand:
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