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St. Clou den 25. April 1693.
… Ich habe gestern zu Paris das neüe opera von Alcide
[1] gesehen
zum ersten mahl; ich finde es nicht gar schön undt kompt in meinem sinn
bey weittem den alten operaen nicht bey. Der 3. actus ist doch all hübsch
undt der 5te, aber der prologue deücht gar nichts; die wortter gefahlen mir
auch gar nicht. Man hört jetzt zu Paris von nichts alß von stehlen undt
wie die diebe in die heüßer brechen. Bey mad. de Bregie
[2] hette man braff
stehlen können, denn man weiß noch nicht alles was sie hinterlaßen undt
bißher hatt man schon bey 900,000 francken gefunden; man meindt, daß es
endtlich noch auff ein million außgehen wirdt. Sie hatt ihr gelt in alte
lumpen versteckt gehabt, undt vorgestern hatt man noch 200 pistollen in
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einem alten schu gefunden. Gleich nach ihrem todt fundt man 5000 pistollen
baar gelt undt in einem alten ermel ein contract paiyable an porteur von
300,000 francken. Die arme fraw hatt all das gelt gespart vor ihre kinder,
so sie all ihr leben geplagt undt verfolgt haben, undt hatt sich kein
augenblick gutte tage davor gethan. Mich hatt sie 500 pistollen geben undt
gebetten, sie nach ihrem todt den armen in spittälern zu geben; drumb gehe
ich morgen nach Paris pour faire et regler cette oeuvre pieuse. Ich hoffe,
das wirdt mich in gutten geruch bey die devotte bringen undt daß sie mich
hernach weniger haßen undt verfolgen werden…