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Brief vom 18. November 1694

von Herzogin Elisabeth Charlotte von Orléans
an Kurfürstin Sophie von Hannover


184.


[196]
Paris den 18. November 1694.
… Mich deücht, es ist nicht polie, daß die hertzogin von Zelle[1] den schmutzigen brieff vor frembden leßen macht, hette nie gedacht, daß dießer brieff so sehr reussiren würde. Mons. le dauphin macht auch gar groß [197] wercks davon; es ist ein rechter discours vor der pagen ihr gedechtnuß zu exertziren, das werden sie woll beßer behalten alß was sie vor der taffel betten sollen … Ich wünsche gar nicht, daß E. L. maußdreck[2] her kommen möge, denn ich kan woll begreiffen, daß sie mir nur lautter schandt hir ahnthun wirdt, wolte also dieße reiße lieber helffen verwehren, alß befördern …
Es wundert mich, daß die elste princes von Hannover[3] einen wurm von sich geben, denn ich meinte, es were nur eine kinderkranckheit. Wie ich 13 jahr alt war, ging ein wurm von mir einer heydelbergischen ellen lang, undt man gab mir keine medecin, man gab mir nur morgendts nüchtern ein stück knoblauch auff schwartzbrodt zerriben, undt nachdem ichs geßen, machte man mich eine gutte stunde drauff spatziren, gleich andern tags hernach ging der wurm gantz lebendig von mir. Ich erfrewe mich von hertzen, daß oncles[4] aug außer gefahr ist, es war mir recht bang vor I. L. Der große reichtum von freüllen Marie Orore[5] hatt mich in zweyffel gesetzt, ob C. A. Haxsthaussen[6] sie nehmen wirdt; aber nur auß lieb, bin ich versichert, daß er es nicht thun wirdt. …
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Empfohlene Zitierweise:
Brief vom 18. November 1694 von Elisabeth Charlotte an Sophie von Hannover
in: Briefe der Herzogin …, Hg. E. Bodemann, Band 1 (1891), S. 196–197
Onlinetext URL: http://www.elisabeth-charlotte.eu/b/d07b0184.html
Änderungsstand:
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