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St. Clou den 7. Julli 1695.
… Ich glaube, daß Monsieur devot ist, umb Henry 3. in allem
zu gleichen. Wenn diß des himmels weg ist, komme ich gewiß nicht hinein.
Wenn ich keine grand messe hören muß, bin ich baldt mitt unßer andacht
fertig, denn ich habe ein chapelain, so in einer viertel stundt die meß
expedirt, das ist meine rechte sach. E. L. sagen nicht, was man den jesuwitter
beschuldigt, den man von Zell weggejagt hatt. Wie übereilt man sich aber
so sehr ahn dem hoff, daß man erst, nachdem die leütte weggejagt sein,
examinirt, ob sie es verdint haben oder nicht. In devotion, sehe ich hir,
folgt jedes seinem humor: die gerne blaudern, wollen viell betten; die liberal
sein, wollen immer almosen geben; die leicht böß undt colere sein, eyffern
immer undt wollen alles tödten; die hergegen lustig sein, meinen, sie thuen
Gott einen dienst dran, sich über alles zu erfrewen undt sich über nichts zu
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erzürnen; summa: wer sich in die devotion begibt, setzt sich auff den
probirstein, seinen humor recht zu weißen; die ich die schlimbsten von allen findt,
sindt die, so die ambition im kopff haben undt alles durch den schein der
devotion regiren wollen undt vorgeben, sie thun Gott einen großen dinst,
alles unter ihrer gewalt zu bringen; die ahm allererträglichsten sein, seindt
die, so sehr verliebt geweßen sein, denn die, wenn sie einmahl Gott vor objet
nehmen, dencken sie ahn nichts andern alß ahn unßern Herrgott tendrement
zu reden undt laßen alle andern menschen in ruhen. …