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Brief vom 27. Dezember 1696

von Herzogin Elisabeth Charlotte von Orléans
an Kurfürstin Sophie von Hannover


268.


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Paris den 27. December 1696.
… Ich muß lachen über das schöne spiel von bischoff von Maroc. Weillen keine Königsmarck mehr vorhanden sein, glaube ich, daß der Churfürst von Saxsen seiner metres[1] leicht erlauben wirdt, ihren sohn nach ihrem nahmen zu nenen. Ich finde, daß die Churfürstin sich leicht trösten kan, daß ihr herr galant ist, weillen sie doch nichts mangelt undt consideration behelt, welches in meinem sin[2] die besten caressen seindt. Es ist etwaß abscheüliches, waß die gevatterschafften jetzt in Teütschlandt kosten; man solte aber nur die zu gevatter bitten, so noch kinder bekommen, damitt daß sie wider geschenck bekommen können … Solche mordt, wie im Zellischen geschehen, da hört man offt hir im lande von. Der beckersjung, so in die Leine gesprungen, muß gefangen sein mehr alß den todt fürchten. Ich weiß nicht, ob ich mich betriege, allein mich deücht, die große devotion erstickt des großen mann seine raison gantz undt gar, welches mich glauben macht, daß seine devotion nicht vom h. geist kompt, denn ich kan mir nicht einbilden, daß es Gottes werck sein kan, einem, der so viel verstandt von nöhten hatt, landt undt leütte zu regiren, das beste zu benehmen, nehmblich die vernunfft undt raison. Ich bin recht fro, daß, was ich selbigem großen mann gesagt, E. L. undt oncle ein wenig hatt lachen machen; ich kans nicht laßen, ich muß es ihm etlichmahl ein wenig geben, damitt er doch sicht, daß man nicht so gar thum[3] ist undt noch entpfindtlichkeit hatt. … Mein sohn undt alle frantzösche officiren kenen madlle Popel[4], jetzige contesse d’Arco woll, sie haben sie lang mitt ihrer mutter zu Tornay oder Lisle gesehen, wo sie gar nicht cruel waren. Daß die mutter ihrem galant alles gibt waß die dochter bey dem Churfürsten von Bayren gewindt, gemahndt mich ahn das alte teütsche sprichwort: Wie gewohnen[5], so zeronnen. Wie man mir von der damen spricht, ist es nicht gar sicher, daß der Churfürst von Bayren[6] allein vatter vom kleinen chevallier[7] ist. Es ist ein possirlicher nahme: die gräffin Isterlin[8]. Es were freylich beßer, daß oncle noch in dem standt were, so galant alß wie Chur-Bayren undt Saxsen zu sein, undt haben E. L. woll groß recht, solches zu wünschen, alß daß I. L. in dem standt sein mögen, alß sie nun sein. … [270]
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Empfohlene Zitierweise:
Brief vom 27. Dezember 1696 von Elisabeth Charlotte an Sophie von Hannover
in: Briefe der Herzogin …, Hg. E. Bodemann, Band 1 (1891), S. 269–270
Onlinetext URL: http://www.elisabeth-charlotte.eu/b/d07b0268.html
Änderungsstand:
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