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Brief vom 25. Januar 1699

von Herzogin Elisabeth Charlotte von Orléans
an Kurfürstin Sophie von Hannover


369.


[355]
Port Royal den 25. Januari 1699.
… Man findt wenig rechte christen, wo ein groß interesse ist, undt diß solte doch die rechte prob vom christendum sein. Vor die relation von Moscau, so E. L. mir haben belieben zu schicken, sage ich gehorsamen danck. Der Keyßerliche abgesante ist so touchirt von des großen Czaars seinen kuß, so er ihm geben, daß er vielleicht deßwegen nicht alles übels hatt von ihm sagen wollen. Es ist ein artig spectacle, so er seiner schwester vors fenster gesetzt hatt alß alle die gehenckten undt geräderte; doch ist er noch zu loben, daß er seiner schwester nicht auch so macht. Wolte Gott, oncle Rupert[1] ahnstatt seine gallantery hette einen rechtmäßigen heüraht[2] gethan undt printzen hinderlaßen, so were die arme Pfaltz nicht so ellendt, wie sie ist. Der printzes Palatine[3] würde es auch woll eine freüdt sein, wenn sie in jener welt wißen könte, daß ihr enckel[4] römische Königin seye. Herzog Johan Friderich liebte nicht allein die grandeur, sondern auch alle ceremonien; es würde dießem schwerer gefahlen sein, sich schmahl[5] alß breit zu machen …
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Empfohlene Zitierweise:
Brief vom 25. Januar 1699 von Elisabeth Charlotte an Sophie von Hannover
in: Briefe der Herzogin …, Hg. E. Bodemann, Band 1 (1891), S. 355
Onlinetext URL: http://www.elisabeth-charlotte.eu/b/d07b0369.html
Änderungsstand:
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