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St. Clou den 25. Julli 1700.
… Ich weiß von alters her, wie es in kriegszeitten hergeht undt
welchen ein schrecken die landtleütte bekommen, denn ich erinere mich noch,
wie ichs in der Pfaltz gesehn, wenn die Lotteringer undt Maintzer kamen,
war eben, wie E. L. beschreiben, daß es jetzt zu Zelle undt zu Hannover
ist
[1]. Daß E. L. nicht bang sein, wundert mich gar nicht, denn ich habe E.
L. allezeit courageux in allen gefahren undt gar nicht furchtsam gesehen
[2].
Die gutte fraw von Harling hatt gedacht, daß wenn es daran kommen solte,
daß graff Allefelt mitt seiner kleinen armée nach Hernhaussen kommen solte,
daß er wie ein mann, der woll zu leben weiß, E. L. person woll respectiren
würde undt seine soldatten auch dazu halten, allein daß E. L. clenodien
nicht so sicher würden sein, finde also, daß sie hirin kein groß unrecht hatt,
die juwellen in sicherheit zu bringen. Mein gutter freündt aber, generalleut.
Ohr, hoffe ich, wirdt E. L. vor die Allefeltische troupen bewahren; mich
verlangt zu vernehmen, ob mons. Ohr sie geschlagen oder ob sie einen
andern weg genohmen haben. … Unßer hertzog von Lotheringen ist so nahe
unter des Königs potten, daß er woll thun muß, was man hir will; diß
solte der Keyßer consideriren. Man rufft mich zur taffel … Le duc
d’Anjou
[3] sicht einem spanischen König sehr gleich, denn er ist unerhört
serieux undt gravitetisch undt hatt eine gar langsame aussprach, geht auch
mitt langsamen schritten, suma: er ist ein rechter spanischer König. Mein
lieber duc de Berry
[4] hette sich nicht so woll dazu geschickt; dem hette ichs
aber beßer gegönt, denn ob zwar der duc d’Anjou der beste printz von der
welt ist, so ist doch sein jüngst brüdergen viel artlicher. I. L. die
Churfürstin von Brandenburg thun recht, sich braff lustig zu machen undt ihren
Churfürsten zu erfrewen. …
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