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Brief vom 8. August 1700

von Herzogin Elisabeth Charlotte von Orléans
an Kurfürstin Sophie von Hannover


422.


[409]
St. Clou den 8. Augusti 1700.
… Ich glaube nicht, daß der König in Denemarck sich lenger wirdt erwehren können, frieden zu machen, weillen dießes Königs parthey die schwächste ist. Ich möchte wißen, ob I. L. der Churfürst von Braunsweig[1] der princes von Allen[2] erlauben wirdt, zu Zell zu bleiben oder ob er sie wider nach Allen[3] schicken wirdt. Jemandes, so von meiner kundtschafft jetzt zu Hamburg ist, schreibt mir, daß die printzes gar einsam lebt undt doch gar magnific gekleydt seye undt daß, wenn sie auff dem wall zu Zel spatziren gehe, habe sie allezeit die capen vor dem gesicht. Ich glaube, daß [410] sie mitt ihrem ehrbaren leben ihren geweßenen herren touchiren will, sie wider zu sich zu nehmen. … Hertzog Anthon Ulrich hatt allezeit den kopff so voller abenthewer, daß es woll kein wunder ist, daß I. L. sich einbilden, geister zu sehen. Es ist leyder nicht wahr, daß die verstorbenen widerkommen können, undt man erfährt nichts von jener welt, welches recht betrübt ist, undt wenn man von jemands treümbt, so man lieb gehabt hatt, undt dan wider wacker wirdt undt sicht, daß es nur ein traum ist, wirdt man den gantzen langen tag leünisch davon. …
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Empfohlene Zitierweise:
Brief vom 8. August 1700 von Elisabeth Charlotte an Sophie von Hannover
in: Briefe der Herzogin …, Hg. E. Bodemann, Band 1 (1891), S. 409–410
Onlinetext URL: http://www.elisabeth-charlotte.eu/b/d07b0422.html
Änderungsstand:
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