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Brief vom 24. Februar 1701

von Herzogin Elisabeth Charlotte von Orléans
an Kurfürstin Sophie von Hannover


443.


[430]
Paris den 24. Februari 1701.
… Es ist mir recht leydt, daß die gutte fraw von Harling so gar baufällig wirdt. Ich habe vom römischen König gedacht, was er just thun solte, das würde ihm beßer stehen alß alle violentzen, wovon man so viel hir spricht, soll zum Keyßer gesagt haben, alß der Keyßer seine meinung im raht gefragt, waß bey itzigen zeitten zu thun seye: der Keyßer solte ahnfangen, die helffte von seinen rähten hencken zu laßen, die andere helfft weg zu jagen undt einen andern raht formiren; er soll auch seinem beichtsvatter, einem jesuwitter, eine maulschelle geben haben … Ich bilde mir ein, daß, weillen die hertzogin von Zelle ihre kranckheit nur zu Allen[1] bekommen, daß es nur eine politische kranckheit war, ihren herrn dorthin zu locken, denn die frantzösch weiber seindt immer voller artitice undt invention. Hirin aber hatt sie doch kein unrecht, denn weillen sie durch die böße erziehung schuldig ahn ihrer dochter[2] unglück ist, so ist es billig auch, daß sie ihren möglichsten fleiß ahnwendt, ihr in alles beyzustehen undt zu helffen; sobaldt sie sehen wirdt, daß ihr ahnschlag nicht ahngeht, wirdt sie woll baldt wider gesundt werden.
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Empfohlene Zitierweise:
Brief vom 24. Februar 1701 von Elisabeth Charlotte an Sophie von Hannover
in: Briefe der Herzogin …, Hg. E. Bodemann, Band 1 (1891), S. 430
Onlinetext URL: http://www.elisabeth-charlotte.eu/b/d07b0443.html
Änderungsstand:
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