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Brief vom 18. August 1701

von Herzogin Elisabeth Charlotte von Orléans
an Kurfürstin Sophie von Hannover


463.


[010]
Versaille den 18. Augusti 1701.
… Ich bin fro, daß der König in Schweden[1] mitt seiner devotion glücklich ist, denn mich deücht, es ist so ärgerlich, wenn die devotten, so unßers Herrgott freünde sein sollen, unglücklich sein. Ich habe schon bedawert, daß keine race von dem artigen König kommen kan, aber ein fall [011] mitt einem pferdt soll des armen Königs sieben sachen met verlöff verlöff gantz zu schanden gebracht haben. Das macht I. M. ohne zweyffel auch so gar insensibel vor die weiber. Dem König in Polen[2] ist kein unglück geschehen undt ist frisch undt starck, also kein wunder, daß I. M. different vom König in Schweden sein… Ich bin persuadirt, daß E. L. indulgentz undt pure gnade vor mich nur machen, daß E. L. meine brieffe leyden mögen, flatire mich aber nicht, daß jemandts dadurch könte klüger werden. Ich war so ein klein kindt nicht, wie mich herr Salmond instruirt hatt, ich ging in mein 16 jahr, konte also woll raisoniren. Wenn wir den teüffel nehmen, wie man ihn im Hiob sicht, so scheindt es, alß wenn er unßers Herrgotts bouffon were undt nicht von Gott gehast, denn er conversirt freündtlich mitt ihm. Diß laufft aber dem zuwider, wie die geistlichen sagen: daß des teüffels gröste pein in der verdamnuß seye, Gott den allmächtigen nie zu sehen; sollen sich also beßer mitt der h. schrifft vergleichen. Es ist ein groß unglück, daß die schönne gräffin von Buckeburg[3] so einen dollen mann hatt; sie solte den mann in krieg schicken, mögte ihn vielleicht loß werden… Das freüllen Loo (?) muß die katzen haßen, wenn anderst das sprichwort wahr ist, daß die, so sie lieben, schöne männer bekommen[4], denn so viel ich mich des gutten Klencken erinern kan, ist er sehr übel geschaffen undt hatt noch schlimere minen. Ich sehe ihn noch den kopff vorauß stecken, kleydt sich auch übel, denn seine cravatte ist allezeit 3 finger breit unter dem adamsknopff[5], welches bitter übel stehet. Ich erinere mich noch seines schloßes, wenn E. L. von Pirmond nach Ossen fuhren, fuhren sie dortten vorbey; es ligt in den bergen in einem grundt, wo mir recht ist, ich habe aber den nahmen vom schloß vergeßen, doch deücht mir, man hieße es die Hemblische burg[6]. Ein guttes gemühte, wie mons. Klenck hatt, ist beßer alß eine schöne taille undt schön gesicht; die schönheit vergehet, die taille endert sich, aber ein gutt auffrichtig gemühte ist allezeit nützlich undt gutt… Ich muß gestehen, daß ich viel betrübter geweßen were, alß ich bin, wenn Monsieur s[eelig] mich nicht so viel böße officien bey dem König geleistet [012] hette undt allezeit so viel nichtswürdige buben lieber gehabt, alß mich. Der König ist mir zwar viel gnädiger, alß er mir geweßen, ich bin aber noch die eintzige vom gantzen hauß, so nicht ins Königs particullier ist, noch in den cabinetten darff; ob ich zwar die sach schon vorgetragen, habe aber kein andtwort drauff bekommen. …
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Empfohlene Zitierweise:
Brief vom 18. August 1701 von Elisabeth Charlotte an Sophie von Hannover
in: Briefe der Herzogin …, Hg. E. Bodemann, Band 2 (1891), S. 10–12
Onlinetext URL: https://www.elisabeth-charlotte.eu/b/d08b0463.html
Änderungsstand:
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