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Brief vom 12. Oktober 1701

von Herzogin Elisabeth Charlotte von Orléans
an Kurfürstin Sophie von Hannover


475.


[020]
Fontainebleau den 12. October 1701.
… Sobaldt ich gesehen, was unßer König vor den printz de Galle gethan, habe ich woll gedacht, daß es dießem jungen König mehr schädtlich alß vortheilhafft sein würde undt daß König Wilhelm dabey gewinnen würde. E. L. haben woll recht: was verhenckt ist, muß geschehen undt nichts anderst. Mitt der zeit können E. L. noch woll mitt affairen d’estat zu schaffen haben, ich aber nie, werde also deßwegen alle zeit ruhig schlaffen können. … Kein wunder, daß Königs Jacobs geblüdt gantz verdorben durch den chagrin, so der gutte König außgestanden, sagte vor seinem todt, daß er abscheülich gelitten hette undt daß was ihn ahm meisten mortificirt hette, were geweßen, daß man ihn vor insensible gehalten hette undt dadurch veracht. Wenn aber, wie E. L. meinen, die frantzoßen nie recht bey I. M. s[eelig] weren geheyllet worden, hette I. M. keine so gesunde Kinder haben können, alß sie alle sein sowoll die bastart alß legitime. Er war der beste herr von der welt, aber sein faible waren die pfaffen; ich habe nie keine größre passion gesehen alß er vor sie hatte. Wenn er in conversation mitt dem König oder unßer eins war undt ohngefehr ein geistlicher oder pfaff, insonderheit jessuwitter, in die cammer kam, quittirt er alles undt lieff zu ihm…
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Empfohlene Zitierweise:
Brief vom 12. Oktober 1701 von Elisabeth Charlotte an Sophie von Hannover
in: Briefe der Herzogin …, Hg. E. Bodemann, Band 2 (1891), S. 20
Onlinetext URL: https://www.elisabeth-charlotte.eu/b/d08b0475.html
Änderungsstand:
Tintenfass