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Brief vom 27. November 1701

von Herzogin Elisabeth Charlotte von Orléans
an Kurfürstin Sophie von Hannover


480.


[024]
Versaille den 27. November 1701.
… Ins general tractirt man mich woll, ins particulir will man mich nirgendts. Ich hatte gestern dem König waß zu sagen, wolte zu mad. de Maintenon, wurde aber mitt gar höfflichen wortten abgewißen, nehmblich daß, wenn ich waß zu befehlen hette, wolle die dame meine ordre in meiner cammer abhollen. Ich begriff woll, daß es bedeütte, daß ich nicht zu ihr solte, schrieb ihr derowegen, was ich ihr sagen wolte. Nach dem nachteßen ließ mich der König zwar in sein cabinet kommen undt sprach mitt mir, sobaldt ich aber außgeredt hatte, schickte mich der König fort; alle andere blieben da. Das geschicht gewiß der duchesse de Bourgogne zu gefahlen, denn ohne daß ich ihr mein leben nichts zu leydt gethan, hatt sie einen solchen erschrecklichen haß gegen mich, daß, wenn sie mich nur ahnsicht, endert sie von gesicht. Ich bilde mir ein, daß Monsieur s[eelig] auch da gearbeitet hatt, umb mich verhast zu machen, aber wenn sie mich mitt ursach haste, könte ichs endern, nun sie mich aber ohne ursach hast, kan ich nichts dazu thun. Ich gehe meines wegs, werde wenig zu ihr gehen undt sie gar nicht importuniren; aber es ist widerlich, allezeit so etwaß in seinem weg zu finden; zu meinem glück ist mein parthie lengst gefast. …
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Empfohlene Zitierweise:
Brief vom 27. November 1701 von Elisabeth Charlotte an Sophie von Hannover
in: Briefe der Herzogin …, Hg. E. Bodemann, Band 2 (1891), S. 24
Onlinetext URL: https://www.elisabeth-charlotte.eu/b/d08b0480.html
Änderungsstand:
Tintenfass