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Marly den 16. Mertz 1702.
… Ich finde den Colb, jetzigen graffen von Warttenberg, recht
impertinent; er solte gedencken, daß Louisse doch seines gewesenen landtsherrn
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dochter ist, er ihr also mehr respect schuldig, alß sie ihm, solte sich
derowegen eine ehre machen, ihr glück zu befördern ahnstatt es zu wehren. Ich
kan den König in Preussen nicht begreiffen, dießen mann zum favoritten
gemacht zu haben, denn es ist doch gar nichts sonderliches ahn ihm. Wie
ich sehe, so ist der Warttenberg woll bezahlt, sich so mißheüraht zu haben.
Wenn die gräffin von Warttenberg des Königs in Preussen metres nicht
ist, so ist es etwaß recht rares, daß ein gering weib, wie sie ist, alles so
regirt ahn dem hoff. Mich deücht, wenn ich ahn Louisse platz were, könte
ich mich nicht so sehr umb meines neveus affairen plagen, denn der duc de
Chonburg hatt ja mittel genung, einen rechtsgelehrten zu unterhalten, der
seiner kinder proces führen könte, ohne seiner geschweyen dieße mühe zu
geben
[1]. … Der marechal de Villeroy kan keine vexirerey leyden, die er
nicht selber inventirt; von natur ist er stoltz, kan also gar nicht vertragen,
sich gefangen zu sehen
[2]. Die lieder von ihm seindt auff die aller eltesten
melodien undt die man gesungen, wie die baricade zu Paris waren. …