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Brief vom 14. Februar 1704

von Herzogin Elisabeth Charlotte von Orléans
an Kurfürstin Sophie von Hannover


527.


[070]
Versaille den 14. Februari 1704.
… Sauffen wirdt hir im landt erschrecklich gemein unter die weiber von qualitet; alle tag hört man schir von einer, so im vollsein waß begegnet ist. Kürtzlich hatten sich 5 voll undt doll mitt einander gesoffen undt wie sie nicht mehr gewust, was sie thun wolten, haben sie eine, so am vollsten war, genohmen, sie auff den boden gelegt undt mitt ihren füßen, so sie in die höhe gehoben, auff undt zu geschlagen, haben sie einen blaßbalgk von ihr gemacht. Ich glaub aber, daß der windt von dießem blaßbalgk nicht woll roche. Ich hoffe undt wünsche, daß patte so alt alß sein jager Marcus[1] werden möge. In der Durchleüchtigen welt stehet, daß patte den 16. Januari gebohren, wie E. L. aber sagen, muß es der 27. sein, es seye dan, daß der alte stiel jetz den 27. den 16. ist… Wenn E. L. hertzogs Anthon Ulrichs roman[2] geleßen hetten, so würden sie nicht beßer sprechen alß sie gethan haben, denn ein lebhafftes weßen da spricht man offt von in den romanen. Ich muß auch lachen, daß E. L. sagen, daß sie mir so getrew wie meine hündtger sein; dieße gnädige expression ist gewiß starck, mir Dero gnaden zu versichern. Mons. Titi[3] ist wider gesundt; ich wolte, daß er wißen könte, was ehre ihm widerfährt, daß sich E. L. ihm vergleichen, das solte ihn stöltzer alß alle thierger von der welt machen undt würde mir mehr befehlen, alß gehorsamen wollen. Hertzog Anthon Ulrich hatt nun seinen roman[4] gantz auß gemacht; man hatt mir ihn nicht auß Hollandt schicken wollen, habe I. L. sagen laßen, daß sie es nach Franckfort ahn die raugräffin Amelisse[5] adressiren sollen. …
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Empfohlene Zitierweise:
Brief vom 14. Februar 1704 von Elisabeth Charlotte an Sophie von Hannover
in: Briefe der Herzogin …, Hg. E. Bodemann, Band 2 (1891), S. 70
Onlinetext URL: https://www.elisabeth-charlotte.eu/b/d08b0527.html
Änderungsstand:
Tintenfass