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Brief vom 22. Oktober 1704

von Herzogin Elisabeth Charlotte von Orléans
an Kurfürstin Sophie von Hannover


549.


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Fontainebleau den 22. October 1704.
… Es ist viel, daß der Czaar so woll von seinen reißen profitirt hatt, daß er humain undt hofflich davon geworden. Der herr muß doch viel verstandt haben, wenn er sein landt polirt, wirdt es niemandts schaden. Ehe er gantz Europa einbekompt, wirdt noch viel waßer zur see fließen. Die jesuwitter haben schir alle verstandt, seindt aber nicht alle von ahngenehmer conversation wie der, so bey E. L. ist. Das freüllen Pelnitz muß viel verstandt haben undt sehr ahngenehm sein, ihre Königin so zu divertiren undt allezeit so waß neües zu erfinden … Das potagram nach 40 jahren bedeütt langes leben, also solte man sich mitt dem König in Preussen erfreüen, daß er es hatt. Man muß gutte arbeyter zu Berlin haben, daß sie so schönne sachen machen können; es ist vielleicht ein Indianer, so die schönne [090] cabinetten zu Berlin macht. Wie E. L. des Königs in Preussen demantne knöpff beschreiben, hatt sie der König undt Monseigneur nicht anderst. Man kan nicht sagen von Lutzenburg[1] wie im Empereur de la lune[2]: c’est tout comme icy, denn man sicht hir wenig vergnügte gesichter. Ich glaube, der König in Preussen hatt die pierre philosophale gefunden wegen aller magnificentz, so sie haben in alles, denn bawen ist kein vexirerey, es kost viel. Wir haben nun gantz undt gar nichts neües hir undt ich muß eßen gehen, denn wir haben leyder heütte die letzte jagt …
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Empfohlene Zitierweise:
Brief vom 22. Oktober 1704 von Elisabeth Charlotte an Sophie von Hannover
in: Briefe der Herzogin …, Hg. E. Bodemann, Band 2 (1891), S. 89–90
Onlinetext URL: https://www.elisabeth-charlotte.eu/b/d08b0549.html
Änderungsstand:
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